Kommunale Jugendarbeit im Bodenseekreis gründet Netzwerk

Die kommunale Jugendarbeit der Städte und Gemeinden im Bodenseekreis hat sich zu einem festen Netzwerk zusammengeschlossen. Die offene, verbandliche und mobile Jugendarbeit der einzelnen Akteure soll damit künftig noch besser miteinander abgestimmt werden. Das neue Netzwerk erhält sogar einen stimmberechtigten Sitz im Jugendhilfeausschuss des nächsten Kreistags. Dieses enge Austauschformat der kommunalen Jugendarbeit mit direkter Einbindung in die Kreispolitik ist bisher einmalig in Baden-Württemberg. Am 11. April 2024 kamen die Pädagoginnen und Pädagogen der Gemeinden und Träger auf Einladung des Jugendamts erstmals formell im Landratsamt zusammen. Es wurden das Sprecherteam gewählt und Schwerpunkte der künftigen Zusammenarbeit bestimmt.

Laut Gemeindeordnung sollen die Städte und Gemeinden Angebote und Projekte in der Jugendarbeit, Jugendbeteiligung und politischen Bildung machen. Dafür gibt es vor Ort Pädagoginnen und Pädagogen, die außerhalb des Schulbetriebs Kontakt zu den Jugendlichen suchen. „Wir stehen alle täglich vor denselben Herausforderungen“, sagt Florian Nägele, der in Friedrichshafen in der mobilen Jugendarbeit tätig ist und nun zum Sprecher des Netzwerks gewählt wurde. „Wie erreichen wir die Jugendlichen? Mit welchen gesellschaftlichen Veränderungen haben wir es zu tun? Was brauchen die jungen Leute, um sich als Teil der Gemeinde zu empfinden? Darum geht es. Über allem stehen Themen wie rechtliche Vorgaben und begrenzte Ressourcen“, so Nägele weiter. Vor Ort sei man eher Einzelkämpfer. Aus diesem Grund sei es ein großer Fortschritt, wenn die kommunale Jugendarbeit im Bodenseekreis nun gemeinsam an Konzepten arbeitet und eine hörbare Stimme in der Kreispolitik hat, so der erfahrene Streetworker.

Über den Erfahrungsaustausch und gegenseitige Hilfestellungen im Alltag hinaus will das Netzwerk künftig gemeinsame Initiativen und Projekte starten und sich zum Beispiel auch um Fördergelder bemühen. In einer ersten Arbeitsrunde wurde deutlich, dass das Erkennen der inhaltlichen und organisatorischen Bedarfe der Jugendarbeit ein Schwerpunkt der künftigen Abstimmung sein soll. „Außerdem wollen wir im Netzwerk deutlicher herausarbeiten, was die Jugendarbeit für die Gesellschaft bringt und wieviel Professionalität dahintersteckt, um sie interessant für künftige Fachkräfte zu machen“, erklärt Florian Nägele.

Aktuell sind im neuen Netzwerk die pädagogischen Fachkräfte aus 14 der 23 Kommunen des Bodenseekreises (Eriskirch, Friedrichshafen, Hagnau, Kressbronn a. B., Langenargen, Markdorf, Meckenbeuren, Oberteuringen, Sipplingen, Stetten, Tettnang, Überlingen, Meersburg, Uhldingen-Mühlhofen), zwei freie Jugendhilfeträger, der Kreisjugendring sowie das Jugendamt vertreten. Weitere Mitglieder können jederzeit per schriftlicher Beitrittserklärung dazukommen. Koordiniert wird die Arbeit durch das Jugendreferat des Jugendamts. Bisher hatten sich die kommunalen „Jugendarbeiter“ nur in einem unregelmäßigen Regiotreff ausgetauscht. Das nächste Treffen ist für 19. September dieses Jahres geplant.