Am See die ältesten Wandmalereien in Goldbach, die besterhaltene Burg in Meersburg, die reinste hochgotische Sakralarchitektur in Salem, die größte spätgotische Kirche in Überlingen, das barocke Gesamtkunstwerk Birnau - solche Superlative schmücken die Kulturlandschaft des Bodenseekreises. Ihnen steht mehrheitlich eher maßvolle und wenig spektakuläre Kunst gegenüber, in der sich nicht selten zwischen Anspruch und Realisierung Brüche auftun - etwa zwischen der machtvollen Kolossalordnung der Schlossfassaden in Meersburg und Tettnang und einer eher halbherzigen Innenarchitektur. Seit dem Spätmittelalter kann hiesige Kunstproduktion als gutes Mittelmaß gelten, während herausragende Werke etwa der Plastik und Malerei erst aus Ulm oder Memmingen, und Künstler seit dem Barock aus dem bayrischen Wessobrunn, aus Augsburg oder aus Italien herangezogen wurden. Dass das Nordufer seit dem frühen 19. Jh. zur Peripherie der neuen Mittelstaaten Baden und Württemberg wurde, hat zu einer weiteren Provinzialisierung beigetragen, die erst seit den 70er Jahren des 20. Jhs.in überregionalen Bezügen aufgehoben ist.