Die heutigen Amphibien - Frösche, Kröten, Unken, Molche und Salamander - sind direkte Nachfahren der Wirbeltiere, die vor etwa 350 Millionen Jahren als erste den Übergang vom Leben im Wasser zum Leben an Land geschafft haben. Diesen schwierigen Schritt müssen die meisten Arten auch heute noch während ihrer Entwicklung von der wasserlebenden Larve zum landlebenden erwachsenen Tier nachvollziehen. Die Amphibien sind deshalb die am meisten vom Wasser abhängigen und am schlechtesten an das Landleben angepassten Land-Wirbeltiere: sie leben "nicht mehr" nur im Wasser (wie die Fische) und «noch nicht« nur an Land (wie Reptilien, Vögel und Säuger), sondern verbringen in beiden Lebensräumen jeweils Teile ihres Lebens: sie leben "amphibisch".

Die meisten Amphibienarten sind deshalb von zwei verschiedenen "Teil-Lebensräumen" abhängig: vom Laichgewässer, das die meisten Arten nur zur Fortpflanzung aufsuchen, und dem Landlebensraum, einem feuchten Laubwald, einer Hecke oder einer Nasswiese o. ä.. In diesem Landlebensraum, der einige hundert Meter, bei manchen Arten auch einige Kilometer vom Laichgewässer entfernt sein kann, verbringen die meisten Amphibien den weitaus größten Teil des Jahres, meist überwintern sie auch dort.
 

Diese Abhängigkeit von verschiedenen "Teil-Lebensräumen" hat Konsequenzen, die die Tiere in mehrfacher Hinsicht besonders empfindlich machen:

  • Der Verlust eines Laichgewässers führt auch dann zum Aussterben einer Population, wenn die dazugehörigen Landlebensräume unverändert bleiben,
  • umgekehrt kann der Verlust eines Landlebensraums zum Aussterben einer Population führen, auch wenn das dazugehörigen Laichgewässer unverändert bleibt,
  • viele Arten führen regelmäßige saisonale Wanderungen zwischen den Teillebensräumen durch, die mit großen Strapazen verbunden sind; bei den Langstreckenwanderern geht ein großer Teil der Tiere auf der (Rück)-Wanderung vom Laichgewässer zum Landlebensraum an Erschöpfung ein,
  • einige Arten, vor allem Erdkröte und Grasfrosch, legen bei ihren Wanderungen regelmäßig Entfernungen von mehreren Kilometern zurück. Bei der hohen Straßendichte im Bodenseekreis (und anderswo) sind Wanderungen dieser Länge oft mit Straßenüberquerungen und entsprechend hohen Verlusten verbunden.
     

Zu den "unvollkommenen" Anpassungen an das Landleben gehört auch die dünne, sehr durchlässige Haut der Tiere, die im Gegensatz zur Haut anderer Wirbeltiere kaum Verdunstungsschutz bietet. Die meisten Arten sind an Land deshalb gezwungen, sich auf feuchte Lebensräume zu beschränken und zudem ihre Aktivität in die luftfeuchteren Abend- und Nachtstunden zu verlegen; nur bei Regenwetter können sie sich leisten, auch am Tag aktiv zu sein.

Die dünne, durchlässige Haut macht die Amphibien auch empfindlicher gegen Umweltgifte wie Pestizide oder anorganische Dünger, die bei den Wanderungen beim Überqueren landwirtschaftlich genutzter Flächen aufgenommen werden können (BAUER 1987, SCHNEEWEISS 1999)