Julius Reinders ist ein narrativer Zeichner. Während des direkten Beobachtens denkt er intensiv über künstlerische Fragestellungen nach. In der hier gezeigten Sizilien-Serie treibt er ein jahrelanges Projekt weiter, in dem er seine Umgebung mit dem Zeichenstift zu erkunden und zu verstehen versucht. Auf Sizilien bot sich ihm die Möglichkeit, über zwei Wochen konzentriert kulturell Bedeutsames, Alltägliches und Landschaftliches zu untersuchen. Julius Reinders formuliert in Anknüpfung an Johann Gottfried Seume das Spazierengehen als Seherfahrung von Räumen. Zeichnerische Inseln werden geschaffen und über das Wechseln zu anderen Bildgegenständen neu verknüpft. Dieses Fokussieren, Weglassen und Verweben, das Dehnen, Verdichten, Übereinanderlagern und Erfinden macht die eigentliche Sensation der Zeichnungen aus. Es entstehen intensive, irreale Erzählstrukturen.
(Text von Bettina van Haaren)