Mich beschäftigen Orte und Landschaften, deren Identität schwer oder gar nicht greifbar ist. Oft übersehen, in Vergessenheit geraten oder gemieden, entwickeln sie einen individuellen Charakter und eine eigene intensive Atmosphäre. Die Serie Schrein ist der Blick, wie aus einem Versteck heraus, auf eine monumentale, stillgelegte, tempelartige Baustruktur, die dem Verfall und dem wuchernden Gestrüpp überlassen wurde. In direkter Nachbarschaft leuchten zwischen den Zweigen der Bäume und Sträucher die Lichter bewohnter Häuser. Aktives Leben jenseits einer klaren, durch das Vergessen gezogenen Grenze. Hier geht es um einen Ort, der, einst vom Menschen genutzt und bevölkert, nun ein separates und parallel zur Menschenwelt verlaufendes Eigenleben entwickelt hat. Still, im Schatten des Verborgenen, verkörpert er Autonomie und Zeitlosigkeit. Wie die Serie Schrein zeigt auch die Tuschemalerei Growth wucherndes Unterholz, das sich ausbreitet, wo immer es den Raum dazu findet. Es bildet ein Eigenleben, das dem Menschen nur bedingt zugänglich ist. Ein Ort, der sich den Blicken versperrt.