Hoher Adel - Schöne Kunst

Information:

30. April bis 30 Juli 2006

Öffnungszeiten: Dienstag– Samstag 13.30–17 Uhr, Sonn- und Feiertag 11–17 Uhr

Galerie Bodenseekreis am Schlossplatz, Schlossplatz 13, 88709 Meersburg

Tel. 07532-49 41 29, Fax: 07532-49 41 33

Eintritt 2,50 € (erm. 1,- €), freier Eintritt mit der Bodensee-Erlebniskarte

Geschäftsadresse: Kreiskulturamt, Albrechtstr. 75, 88045 Friedrichshafen

Tel.: 07541/204-5873, Fax: 07541/204-5875

www.bodenseekreis.de/kultur

 

 

Eröffnung:

So, 30. April 2006 um 11:00 Uhr in Meersburg, Spiegelsaal Neues Schloss.

Der musikalische Rahmen wird vom Büchele-Quartett unter der Leitung von Berthold Büchele gestaltet

 

Es sprechen Siegfried Tann, Landrat des Bodenseekreises sowie

Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg und Waldsee.

Den Einführungsvortrag hält Dr. Bernd Mayer, Leiter der Kunstsammlungen der Fürsten zu Waldburg-Wolfegg, Schloss Wolfegg

 

Begleitveranstaltungen:

Öffentliche Führung mit Dr. Bernd Mayer am Do, 11. Mai und am Do, 20 Juli 2006,  jeweils um 19 Uhr

Anmeldung unter: 07541 / 204 – 5873 und in der Galerie

 

 

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Die Sammlungen der Fürsten zu Waldburg-Wolfegg

 

Die Geschichte Oberschwabens ist eng mit der Geschichte des Adelshauses Waldburg verbunden. Charakteristisch für diesen Landstrich war bis zu den politischen Umwälzungen der napoleonischen Zeit über Jahrhunderte hinweg die „Vielfalt, Kleinräumigkeit und Kreativität des Politischen“ (Peter Blickle). Noch um 1800 präsentierte diese Region ein buntes Bild herrschaftlicher Zuständigkeiten: Auf engstem Raum drängten sich die geistlichen Territorien der Klöster und des Deutschen Ordens, die Reichsstädte und die Freien Bauernschaften, die weltlichen Herrschaften wie die Grafen von Königsegg und die Habsburger oder eben die vormaligen Grafen und späteren Fürsten von Waldburg mit ihren verschiedenen Linien. Diesem ausgesprochen politischen „Artenreichtum“ verdankt Oberschwaben eine bis heute beeindruckende Kulturdichte und ein an Formen reiches wirtschaftliches, kulturelles und politisches Leben. Schließlich wollte jede der zahlreichen Herrschaften in dieser Region repräsentieren, ließ Burgen und Schlösser bauen, Städte und Dörfer wachsen, Kirchen und Klöster errichten.

 

Diesem „Flickenteppich des Heiligen Römischen Reiches“ wurde in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts zuerst mit der Säkularisation (1803) und schließlich mit der Mediatisierung (1806) ein Ende gesetzt. Auch das Fürstentum Waldburg verlor seine politische Eigenständigkeit und wurde trotz erbitterten Widerstands von Seiten der Entmachteten dem Königreich Württemberg einverleibt. Wolfegg war vom Residenzort und Sitz eines regierenden Fürsten zum Wohnplatz eines Standesherrn geworden, der den größten Teil seiner vormaligen Rechte verloren hatte.

 

Hinter den dicken Mauern des Schlosses, als solches selbst ein steinernes Monument der Geschichte, werden eine Fülle von Zeugnissen der bewegten politischen und familiären Historie des Hauses Waldburg und seiner Angehörigen verwahrt. Auf über tausend Regalmetern reihen sich im Archiv hunderttausende von Schriftstücken aneinander, die Kunde geben von freudigen und leidvollen Ereignissen, die berichten von Obrigkeit und Untertanen, von Kriegen und Friedensschlüssen, von Hochzeiten und Familienfehden, von Verbrechen und sozialen Wohltaten, von Recht und Unrecht, kurz, von Menschenschicksalen. So gesehen ist das Wolfegger Archiv für die ganze Region Oberschwaben und weit darüber hinaus ein Ort der Erinnerung.

 

Das Archiv ist aber zunächst natürlich ein Erinnerungsort für das Haus Waldburg selbst, das in der Geschichte von den frühen Anfängen an überaus präsent war. Seit dem Mittelalter waren Angehörige dieser Familie in kaiserlichen Diensten, standen Herzögen und Kurfürsten als Vertreter, Berater und Vertraute zur Seite, bekleideten als geistliche Würdenträger hohe und höchste kirchliche Ämter, wirkten als Diplomaten und Kriegsherren und regierten manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Glück ihr Territorium. Einen nachhaltigen Eindruck von der Bedeutung dieser Familie vermittelt Joseph Vochezers dreibändige, annähernd 3.000 Seiten umfassende „Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben“. So gewaltig und faktenreich Vochezers „opus magnum“ ist, es hört leider mit dem Tod von Truchsess Max Willibald 1667 auf. Über 300 Jahre waldburgische Geschichte warten also noch auf ihre Bearbeitung.

Im fürstlichen Haus Waldburg-Wolfegg hat das Sammeln von Kunstwerken eine weit zurückreichende Tradition. Aus den auf Schloss Wolfegg aufbewahrten Schätzen zeigt die Galerie Bodenseekreis am Schlossplatz in Meersburg vom 30. April bis 30. Juli 2006 eine repräsentative Auswahl von Meisterwerken, die unterschiedliche Bereiche adeliger Lebenskultur beleuchtet. Die Ausstellung „Hoher Adel – Schöne Kunst” zeichnet anhand ausgewählter, zum Großteil noch nie gezeigter Kunstwerke die vielfältigen Verbindungen dieses im Hinterland verwurzelten oberschwäbischen Adelsgeschlechtes zur Bodenseeregion nach. Mitglieder der Familie saßen nicht nur auf dem Konstanzer Bischofthron, sondern lenkten auch als Pröpste die Geschicke des dortigen Domkapitels. Waldburger traten als Förderer und Mäzene von Künstlern aus der Region auf und waren an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt. Unter den Feldherren ragt Truchsess Max Willibald von Waldburg heraus, dessen militärischem Geschick Konstanz im 30jährigen Krieg die Rettung vor den Schweden verdankt. Aber der Kriegsherr war auch ein Schöngeist. Auf seine Sammelleidenschaft geht das Wolfegger Kupferstichkabinett zurück, aus dessen wohlverwahrten Beständen einige Kupferstiche und Holzschnitte von Albrecht Dürer und seinen Zeitgenossen ans Licht geholt werden. In diesem Jahr gilt die ganze Aufmerksamkeit aber auch noch einem anderen großen europäischen Künstler: Rembrand van Rijn, der vor 400 Jahren in Leiden geboren wurde. Ihm zu Ehren wird in der Galerie des Bodenseekreises eine Auswahl seiner Radierungen gezeigt, die eine Ahnung von der Meisterschaft und Virtuosität des Künstlers vermitteln.

 

Dass man schon vor 500 Jahren den genussreichen Seiten des Lebens nicht abgeneigt war, belegt der 1503 besiegelte Kauf eines Weinberges in Meersburg. Die Tatsache, dass der Weinbau bis heute betrieben wird, dokumentiert auf wunderbare Weise, dass im Hause Waldburg Tradition nicht nur ein Schlagwort ist, sondern gelebt und weiterentwickelt wird.

 

 

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog in der Reihe „Kunst am See” (Bd. 30), erhältlich im Kulturamt Bodenseekreis in Friedrichshafen und in der Galerie Bodenseekreis in Meersburg.