Jahrestreffen der Arbeitsgemeinschaft Altenhilfe

„Sucht im Alter“ – neues Schwerpunktthema

Fachleute und ehrenamtliche Kräfte haben sich im Landratsamt zur jährlichen Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Altenhilfe getroffen. 300 Namen umfasst die Liste der Adressaten. Neben Berichten über die Aktivitäten im abgelaufenen Jahr ging es um die Festlegung neuer Arbeitsschwerpunkte. Neu im Themenkatalog wird 2010 die Problematik „Sucht im Alter“ sein.

In seiner Begrüßung nannte Andreas Köster, der Sozialdezernent des Bodenseekreises, das komplexe Feld der Politik für ältere Menschen als eine der großen Herausforderungen für die Gesellschaft, der sich der Landkreis stellen will. „Dabei planen wir nicht nur für die Bürger, sondern wir planen mit ihnen“, formulierte er als Grundsatz für die Aktivitäten des Kreises. Dies spiegle sich auch in der Zusammensetzung der Sitzungsteilnehmer wider, die etwa zu gleichen Teilen ehrenamtlich engagierte und hauptamtlich tätige Kräfte der Seniorenarbeit sind.

Der erste Teil der Sitzung widmete sich dem fachlichen Austausch der Mitglieder sowie der Vorstellung der Arbeitsergebnisse der Projektgruppen im vergangenen Jahr. Zentrale Themen waren die Rolle der Gemeinden in der kommunalen Seniorenpolitik und die damit verknüpfte Fragestellung „Wie wohne ich im Alter?“. Ein von der Arbeitsgemeinschaft entwickeltes Konzept für Anlaufstellen bei den Gemeinden wird bereits in einigen Kommunen des Bodenseekreises umgesetzt. Anja Lang und Petra Spornik, Mitarbeiterinnen der Gemeinden Frickingen und Immenstaad, berichteten über die diesbezüglichen Aktivitäten. In beiden Gemeinden wurden bereits Anlaufstellen eingerichtet und Informationsbroschüren über die Angebote in der Gemeinde erstellt. Gemeinsam mit engagierten Bürgern ist man dabei, den Bedarf zu formulieren und Netzwerke aufzubauen.

Ein weiterer Schwerpunkt im Jahr 2009 war die Krankheit Demenz und die Schaffung verbesserter Strukturen für Betroffene und Angehörige. Nachdem insgesamt neun öffentliche Veranstaltungen durchgeführt wurden, wird als nächster Schritt ein Konzept zur Schulung von Angehörigen und Multiplikatoren erstellt und umgesetzt.

Im Mittelpunkt des zweiten Teils der Sitzung stand ein neues Thema, das bisher sowohl in der Fachwelt als auch in der Öffentlichkeit zu wenig Beachtung gefunden hat, die Problematik Sucht im Alter. Jürgen Schuler, der Leiter der Suchtberatung der Diakonie in Friedrichshafen, berichtete von der Schwierigkeit, ältere süchtige Menschen zu erreichen. Obwohl jeder vierte Mensch über 60 Jahre alt ist, macht diese Altersgruppe bei den Patienten der Suchttherapie nur 5 % aus. Als suchtfördernde Faktoren bei älteren Menschen nannte er die Schwierigkeiten mit der Beendigung des Berufslebens, dem Alleinsein und dem Abbröckeln sozialer Kontakte. Während bei Männern die Alkoholabhängigkeit im Vordergrund steht, sind 2/3 der Medikamentenabhängigen Frauen. Da mit der wachsenden Zahl älterer Menschen das Problem wachsen wird, entschloss sich die Arbeitsgemeinschaft zur Gründung einer neuen Projektgruppe „Sucht im Alter“, zu deren Teilnahme sich spontan eine größere Zahl Teilnehmer meldete.

Zuletzt stellte Dr. Werner Ströbele, der Senioren- und Behindertenbeauftragte der Zahnärztlichen Vereinigung im Bodenseekreis, das von der Landeszahnärztekammer entwickelte Konzept „Zahn- und Mundgesundheit in der Pflege“ vor. Mit gezielten Schulungen vor Ort und Informationspapieren unterstützt die Zahnärztekammer Pflegeheime und ambulante Dienste, um für alle Pflegebedürftigen eine kompetente zahnärztliche Betreuung zu gewährleisten.