„Kultur ist humanrelevant“: Kommunale Kulturverantwortliche treffen sich in Schloss Salem

Wie gehen die regionalen Kultureinrichtungen mit der Corona-Krise um? Zum Austausch darüber hatte das Kulturamt Bodenseekreis hauptamtliche Kulturamtsleiterinnen und -leiter aus der Region Bodensee-Oberschwaben eingeladen. Beim Netzwerktreffen am 11. August 2020 in der historischen Bibliothek in Schloss Salem waren die führenden Köpfe kommunaler Kulturverwaltungen aus Allensbach, Biberach, Friedrichshafen, Kressbronn, Pfullendorf, Singen, Radolfzell, Ravensburg, Weingarten, der Kreise Ravensburg und Bodenseekreis sowie des Bodenseefestivals dabei – mit Abstand, versteht sich. Kultur sei lebenswichtig für die Menschen, so ihre Botschaft.

Zu Beginn des Treffens stand der Austausch über die Erfahrungen der letzten Monate im Vordergrund. Biberachs Kulturdezernent Dr. Jörg Riedlbauer machte deutlich, dass die öffentlichen Kulturanbieter mehr als je gefordert seien. Denn es gebe kaum eine Einrichtung, die nicht erheblich unter dem Lock-down und den nachfolgenden Einschränkungen leidet. Die Verluste seien nicht nur finanzieller Art: Die Planung von Veranstaltungen ist noch immer unsicher und oft kurzfristig. Auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen erheblich Belastungen zu. „Zwar wirkt Corona im Hinblick auf die Digitalisierung der Kulturangebote wie ein Katalysator. Aber die nun in großer Zahl angebotenen digitalen Ersatzangebote können das Erlebnis von Live-Veranstaltungen kaum ersetzen“, betont Dr. Stefan Feucht, Kulturchef des Bodenseekreises.

Nicht umsonst wurde in der Diskussion ein Zitat von Ministerpräsident Kretschmann aufgegriffen: „Kunst und Kultur stiften Gemeinschaft“, Kultur sei systemrelevant, so Kretschmann. Dass dies nicht nur hehre Worte bleiben, sondern diesen auch Taten in Form von Förderprogrammen des Landes folgen, die auch kommunalen Kultureinrichtungen zugutekommen, war der logische Wunsch, dem sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Treffens anschlossen. „Kultur sei eben nicht bloß systemrelevant, sondern vielmehr humanrelevant“, betonte Angelique Tracik, Leiterin des Fachbereichs Kultur der Stadt Radolfzell. Franz Hoben vom Kulturbüro Friedrichshafen wies daraufhin, dass Kultur in der Landesverfassung verankert sei und „die kulturelle Grundversorgung einer Stadtgesellschaft zu den verbrieften Aufgaben von Kommunen gehört“.

Abschließend sprachen die Teilnehmenden den Gesundheitsämtern der Region große Anerkennung für die geleistete Arbeit aus. Auch die kommunalen Kulturveranstalter würden weiterhin ihr Bestmögliches tun, um Beschäftigte und Gäste der Kultureinrichtungen zu schützen.

Das Treffen fand im Rahmen des seit 2015 bestehenden Netzwerks hauptamtlicher Kulturamtsleiterinnen und -leitern statt. Das Netzwerk wird von der Gesellschaft Oberschwaben getragen und kommt zweimal jährlich zusammen. Das für den Juni dieses Jahres geplante zweitätige Treffen in Konstanz zum Thema Kulturpolitik musste wegen Corona vorerst verschoben werden.