Die Collectio Paulina sammelt, bewahrt und erschließt Quellen und Publikationen zur Geschichte des Paulinerordens v.a. im deutschen Südwesten und fördert Forschungen zu seiner Geschichte.

Der Orden

Der Paulinerorden (OSPPE), dessen Patron der Hl. Paulus von Theben (228-341) ist, entstand um 1250 durch die Vereinigung ungarischen Eremitengemeinschaften. Der Orden verbreitete sich rasch v.a. in Ungarn, Istrien, Dalmatien, Kroatien, ab dem 14. Jahrhundert auch in Süddeutschland, Polen und Österreich. Die Türkenkriege im 16. Jahrhundert vernichteten die meisten ungarischen Klöster, doch nach der Rückeroberung Ungarns kam es zu einer neuen Blüte des Ordens, die Kaiser Josef II. 1786 mit der Aufhebung des Ordens in den österreichischen Herrschaftsgebieten beendete.

Die Ordenszentrale war bis ins 16. Jahrhundert Buda(pest), dann bis 1784 Maria Tal bei Pressburg (heute Slowakei) und ist seither der Marienwallfahrtsort und das polnische Nationalheiligtum Tschenstochau.

In Süddeutschland entstand ab 1340 eine eigene deutsch-rheinische oder schwäbische Ordensprovinz, von der 20 Klöster bekannt sind. Das 16. Jahrhundert mit der Reformation und ihren Folgen überlebten aber nur fünf: Langnau, Rohrhalden bei Rottenburg, in der Baar und im Schwarzwald Bonndorf, Grünwald und Tannheim im Schwarzwald.

Der Sitz des Provinzials, Tagungsort der Provinzkapitel, Studienhaus und Hauptbibliothek der Provinz befanden sich in Langnau, heute Stadtgemeinde Tettnang und Bodenseekreis.

Nach der Aufhebung des Klosters wurden Kirche und Gebäude bis auf zwei Flügel abgebrochen. Kunstwerke aus der Klosterkirche haben sich in der Pfarrkirche Hiltensweiler erhalten.

Die Collectio Paulina

Das Zentrum der schwäbischen Ordensprovinz im heutigen Bodenseekreis, die Erinnerung an die regen Verbindungen damals mit Ostmitteleuropa und die Öffnung auch der mentalen Grenzen nach Osten waren Gründe, dass das Kreisarchiv Bodenseekreis einen Sammlungs- und Forschungsschwerpunkt zur Ordensgeschichte der Pauliner schuf.

Die Collectio Paulina besitzt bereits einen Großteil der einschlägigen Veröffentlichungen zu Geschichte und Gegenwart dieses Ordens sowie Mikrofilme und Kopien der wichtigsten Quellen zur Ordensgeschichte.

Sie hat drei Tagungen veranstaltet: 1996 in Weingarten, 1998 in Tschenstochau und 2002 in Zagreb. Folgende Tagungsbände sind erschienen:

  • Kaspar Elm u.a. (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Paulinerordens. Berlin: Duncker & Humblot, 2000 (Berliner Historische Studien 32, Ordensstudien 14).
  • Stanislaw Swidzinski (Hg.): Beiträge zur Spiritualität des Paulinermönchtums. Friedrichshafen: Collectio Paulina, 1999.
  • Stanislaw Swidzinski (Hg.): Symposium zur Geschichte des Paulinerordens Zagrzeb 2002. Friedrichshafen: Collectio Paulina, 2005

Eine Gesamtdarstellung bietet jetzt:

  • Elmar L. Kuhn u.a.: Der Paulinerorden in Deutschland.
    Tettnang: Senn, 2005.

Aus der historischen Verbindung des Bodenseekreises ist mittlerweile eine Partnerschaft des Bodenseekreises mit dem Landkreis Tschenstochau erwachsen.

Eine Aufgabe bleibt die angemessene Renovierung der erhaltenen Klostergebäude in Langnau.