Die Standortentwicklung für das Landratsamt Bodenseekreis ist nicht Baukunst um ihrer selbst willen. Die architektonische Gestaltung muss den Anforderungen und dem Bedarf der Arbeit des Landratsamtes genauso gerecht werden wie denen der Stadtentwicklung, des modernen Bürgerservices und vielen weiteren Kriterien.

Gesamtkonzept und konkrete Anforderungen

Der Architektur-Wettbewerb setzt auf zwei Ebenen an. Zunächst fordert er klare planerische Antworten für die konkret definierten Bauabschnitte 1 und 2. Die Pflichtenhefte definieren vor allem den Rahmen der Nutzung, die energetische Qualität sowie das grundsätzliche Raumprogramm und die Freiraum-Konzeption. Darüber hinaus geht es um die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes, in dem auch bereits der Bauabschnitt 3, also der Ersatz des bisherigen Landratsamts, erkennbar ist. Das Konzept soll zudem so ausgelegt sein, dass die Abschnitte unabhängig voneinander umsetzbar sind.

Multifunktionsgebäude

Der Bauabschnitt 1 sieht die Errichtung eines Gebäudes nördlich der Glärnischstraße auf bislang unbebautem, 2.194 Quadratmeter großem Grund vor. Die Nutzungsvorgaben sehen eine Mischung aus Wohnen, Kindertagesstätte und Leitstelle vor, einschließlich einer großen Tiefgarage. Mit dem Mix aus 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen soll ein bezahlbares Mietangebot entstehen, unter anderem auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes. Alle Einheiten sind barrierefrei zu planen, die vertikale Erschließung unterstützt ein Aufzug. Vorgesehen sind Loggien und Balkone sowie ausreichende Abstellplätze für Kinderwagen und Fahrräder. Außerdem gilt es, energetisch mindestens 30 Prozent unter den aktuellen gesetzlichen Werten zu bleiben sowie regenerative Energieträger zu nutzen.

Kindertagesstätte und Leitstelle

Die zweigruppige Kindertagesstätte ist primär für die Kinder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamtes sowie für Kinder aus Friedrichshafen gedacht. Für die Jüngeren unter drei Jahren (U3) sollen zehn Plätze, für die Gruppe der älteren Kinder (Ü3) 20 Plätzen entstehen. Die geforderte Barrierefreiheit bedeutet bei einer zweigeschossigen Lösung den Einbau eines separaten Aufzugs für die Kita. Neben der Funktionalität muss das Konzept vor allem einen kostengünstigen Bau und Betrieb ermöglichen. 240 Quadratmeter des Gebäudes sind schließlich für die integrierte Leitstelle reserviert. Sie koordiniert für die Region sowohl Feuerwehr- und Rettungseinsätze, ärztliche Notdienste, Krankentransporte und die Seenotrettung. Zu diesen Anforderungen an den Hochbau kommt eine Tiefgarage mit 225 Stellplätzen für die Wohnungen, die Kindertagesstätte, die Leitstelle sowie für Besucher und Mitarbeitende des Landratsamts. Denn dort fällt mit dem Bauabschnitt 2 der bisherige ebenerdige Parkplatz zwischen Albrecht- und Glärnischstraße weg.

Flexibles Servciezentrum

Der Bauabschnitt 2 sieht ein Bürogebäude auf der aktuell als Park- und Zugangsbereich des alten Landratsamts-Gebäudes genutzten Freifläche vor. Das „Kopfgrundstück“ direkt neben dem Landratsamt misst 3.255 Quadratmeter, seine Bebauung steht dann an, wenn das Multifunktionsgebäude mit seiner Tiefgarage fertig ist. Das hier zu planende Bürogebäude soll energetisch vorbildlich sein, also dem Passivhaus- oder Null-Energie-Haus-Niveau entsprechen oder alternative Energiequellen nutzen. Das wesentliche Merkmal dieses Gebäudes ist dessen Funktion als Servicezentrum. Um auch künftige Entwicklungen und Anforderungen gestalterisch abbilden zu können, ist hier eine maximale Flexibilität des Raumprogramms gefordert. Das heißt, die Flächen der einzelnen Etagen sollen möglichst frei aufteilbar und variabel nutzbar sein, lediglich der Erschließungskern stellt ein fixes Element dar. Eine konkrete Bürotypologie gibt die Auslobung nicht vor, wohl aber die Einrichtung einer Kantine samt Terrasse im obersten Geschoss. Insgesamt soll das Gebäude eine Bruttogeschossfläche von etwa 12.000 Quadratmeter bieten.

Platz für gute Verwaltung

In den Bauabschnitten 3 und 4 sollen weitere Büroflächen entstehen können, um den künftigen Raumbedarf der Verwaltung zu erfüllen. Auch wenn der Wettbewerb keine planerische Konkretisierung der Bauabschnitte 3 und 4 verlangt hat, wurden doch grundsätzliche Vorschläge zu den möglichen Baukörpern erwartet. Wichtig dabei ist, das diese beiden Abschnitte baulich unabhängig von den ersten beiden Vorhaben funktionieren und realisierbar sind.

Bau- und Liegenschaftsamt