Bodenseegürtelbahn soll künftig gerüstet sein für den Kampf gegen die Hitze

Die sommerliche Verspätungsserie entlang der Bodenseegürtelbahn war der Anlass für ein Gespräch im Landratsamt Bodenseekreis mit der Geschäftsführung des zuständigen Verkehrsunternehmens DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH (RAB). Dabei kamen die drastischen Auswirkungen der Zugverspätungen und -ausfälle zur Sprache. Wilfried Franke, für Umwelt und Technik zuständiger Dezernent im Landkreis, brachte die Enttäuschung des Bodenseekreises und vieler Fahrgäste zum Ausdruck. Vor dem Hintergrund der hohen Investitionen in die Schieneninfrastruktur und den jahrelangen Bemühungen des Bodenseekreises für eine Attraktivitätssteigerung der Bodenseegürtelbahn seien die Vorkommnisse ein herber Rückschlag für alle Beteiligten.

Die RAB legte eine detaillierte Ursachenanalyse vor und benannte fahrzeugtechnische Gründe dafür, dass die auf der Bodenseegürtelbahn eingesetzten Triebzüge der Bauart VT 650, auch RegioShuttle genannt, den starken Beanspruchungen des heißen Wetters nicht stand hielten. Vor allem das Kühlsystem der Fahrzeuge erwies sich als Schwachpunkt, ein mögliches Indiz dafür, dass es nicht für solche Einsatzbedingungen ausgerichtet ist. Denn schon im heißen Sommer 2003 bereiteten diese Fahrzeuge Probleme. Besonders die Verschmutzung der Kühler, bedingt durch die extreme Trockenheit, reduziert die eigentlich bei solchen Temperaturen erst recht notwendige Kühlleistung. Die Folge ist eine verminderte Motorenleistung und damit unvermeidlich Fahrzeitverluste. Durch zusätzliche Wartungsmaßnahmen sollte den auftretenden Störungen begegnet werden, was allerdings nach Aussage der RAB zur Folge hatte, dass die Kühler außerplanmäßig gereinigt werden mussten. Weil die Züge in einem sogenannten Umlauf eingebunden und faktisch im Dauerbetrieb sind, kommen sie erst nach Tagen planmäßig in Ulm vorbei, wo sich die Werkstatt der RAB befindet. Für eine außerplanmäßige Wartung musste also vor Ort in Friedrichshafen Personal und Gerät organisiert werden. Die hierfür erforderliche Anlaufzeit war letztlich der Grund, warum diese Entlastungsmaßnahme erst wenige Tage vor Ende der Hitzeperiode gegriffen hat. Als dauerhafte Abhilfemaßnahme werden ab sofort die schmutzempfindlichen Kühler mit besonderen Schutznetzen zusätzlich gegen Pollen und Staub ausgestattet. Weiterhin wird durch die RAB in Zusammenarbeit mit der Industrie eine verbesserte Kühlanlage entwickelt und an zwei Prototypen ab November 2006 erprobt.

Ein weiteres Thema war auch die ebenfalls nicht funktionierende Klimatisierung der Sprinterzüge (Triebwagen der Baureihe VT 611 mit Neigetechnik), die in der Hitzeperiode reihenweise ausfiel und die Züge backofenähnlich aufheizen ließ. Auch hier spielt die technisch komplizierte Steuerung bei extremen Temperaturen nicht mehr mit, was zu einem Kollaps der Kühlung führt. Die RAB versucht, durch Optimierung im Detail die Anlage in den Griff zu bekommen, betonte jedoch, dass ein Austausch der gesamten Heiz- und Kühlanlage bauartbedingt leider nicht möglich ist.

Als flankierende Maßnahme versprach die RAB, ein Streckenmanagement für die Bodenseegürtelbahn einschließlich einer Qualitätskontrolle einzuführen. Damit soll eine schnellere und effizientere Reaktion auf Qualitätsprobleme ermöglicht werden.

Dezernent Franke zeigte sich zufrieden über das Maßnahmenpaket und appellierte an den Betreiber RAB, im Sinne aller Nutzer der Bodenseegürtelbahn auftretende Probleme auch künftig unverzüglich anzugehen. Denn ein unpünktlicher Bahnbetrieb bedeute nach Ansicht Frankes Anschlussverluste, Reisezeitverlängerungen, Komfort- und Imageeinbußen. Der verantwortliche RAB‑Geschäftsführer Gerhard Haselhorst sicherte dem Bodenseekreis zu, dass die im Detail beschriebenen Maßnahmen zur Verbesserung der Betriebssituation konsequent (weiter) umgesetzt werden.

Landratsamt und RAB wollen mit dieser gezielten Ursachenanalyse den Grundstein für eine zuverlässigere Betriebsführung legen. Auf dem Weg zu zufriedeneren Fahrgästen wollen Landkreis und RAB weiter eng zusammenarbeiten.