Treffen der Arbeitsgemeinschaft Behindertenhilfe

Über 60 Expertinnen und Experten in Sachen Behindertenhilfe trafen sich im Landratsamt zu einer Sitzung der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft. Mit dem Ziel, im Bodenseekreis ein modernes System differenzierter Hilfeangebote zu schaffen, arbeitet eine Planungsgruppe seit einem Jahr an vielfältigen Fragestellungen. Nun konnte eine erste Zwischenbilanz vorgelegt werden, die von der Fachwelt einhellig Beifall erhielt.

Vor zwei Jahren übernahm der Bodenseekreis vom aufgelösten Landeswohlfahrtsverband die Zuständigkeit für die Eingliederungshilfe für Behinderte. Mit ihr werden für fast 1000 Menschen Leistungen finanziert in einem Gesamtumfang von 30 Millionen Euro. Das ist der größte Einzelposten im Sozialhaushalt des Kreises. Daraus ergab sich zwingend die Notwendigkeit zu einer Versorgungsplanung, wozu der Kreistag einen entsprechenden Auftrag erteilte.

Andreas Köster, der Sozialdezernent des Kreises, begrüßte die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft, die nach dem Startschuss im Kreistag im November 2005 gegründet wurde. Neben den Anbietern der Hilfen gehören ihr verschiedene Behörden, die Gemeinden und, worauf man beim Kreis besonderen Wert legt, Angehörige von behinderten Menschen an. Köster betonte, dass der Landkreis aus seiner Kostenträgerschaft keinen Gestaltungsanspruch für sich ableitet, dass es ihm vielmehr wichtig sei, beim anstehenden Ausbau der Versorgungsstrukturen alle Akteure zu beteiligen. Die große Resonanz auf die Einladung zur Arbeitsgemeinschaftssitzung wertete er als Bestätigung dieser Linie. Augenhöhe und gegenseitiges Vertrauen sowie die Einbindung der Nutzer der Angebote nannte er als wichtige Qualitätskriterien.

Die für die Planung vereinbarten Ziele – Gemeindeintegration, Nähe der Angebote, die flexibel und bedarfsgerecht erbracht werden sollen, Zusammenarbeit aller Beteiligten – und der bisherige Verlauf der Arbeit wurden von Rainer Barth, Sozialplaner des Kreises und Moderator des Planungsprozesses, skizziert. Lobend hob er die außergewöhnliche Arbeitsatmosphäre im 13-köpfigen Planungsgremium hervor und bedankte sich speziell bei den ehrenamtlich Beteiligten, allesamt Eltern von geistig behinderten Menschen, für ihr enormes Engagement, das sie ohne jede Bezahlung erbringen.

Die Planungsthemen orientieren sich am Lebenslauf. Phase für Phase werden die bestehenden Hilfen angeschaut, Defizite ermittelt und Vorschläge zur Verbesserung gemacht. Bei der Behandlung der einzelnen Themen wie Förderung im Kleinkindalter, Schule, Arbeit und Wohnen, werden von der Planungsgruppe jeweils Experten eingeladen.

Barth bezeichnete die Arbeit der Planungsgruppe als Keimzelle einer künftigen umfassenden Zusammenarbeit und Vernetzung auf Landkreisebene, die jetzt schon als zentrales Planungsziel festgelegt wurde. Immer zwei Mitglieder der Planungsgruppe präsentierten in der Sitzung die Zwischenergebnisse zu den verschiedenen Planungsthemen. Konstatiert wurde dabei das schmerzliche Fehlen einer zentralen Informations- und Beratungsstelle, deren Einrichtung man sich beim Landkreis wünscht. Als erster Schritt zur Schaffung von mehr Transparenz soll noch in diesem Jahr ein schriftlicher Wegweiser für Hilfesuchende und Fachleute publiziert werden. Dringender Ausbaubedarf besteht bei den häuslichen Hilfen zur Unterstützung oft schwer belasteter Eltern von behinderten Kindern. Weitere Stichworte waren die Frühförderung in Fachstellen und Kindergärten, der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt und die fachliche Begleitung dort. Im Kreistagsausschuss für Soziales und Gesundheit steht das Zwischenergebnis der Planung am 5. März zur Diskussion.

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft zeigten sich beeindruckt von der Fülle der bereits behandelten Themen. Sie beauftragten die Planungsgruppe, sich der am Ende der Sitzung dargelegten, noch nicht behandelten Themen anzunehmen.
Man war sich einig, gemeinsam die ersten erfolgreichen Schritte auf dem Weg zu einer modernen Versorgungsstruktur mit vernetzten Angeboten und einer engen Zusammenarbeit aller Akteure getan zu haben. Verbunden mit dem Dank für die bisher geleistete Arbeit ermunterte Sozialdezernent Köster die Planungsgruppe, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen.