Maiswurzelbohrer

Seit vergangenem Samstag wird der auch im Bodenseekreis gefundene Maiswurzelbohrer mit dem Insektizid "Biskaya" bekämpft. Von einzelnen Landwirten wurde die Informationspolitik des Landwirtschaftsamtes kritisiert. Hierzu nimmt das Landratsamt nun Stellung. Fazit: Was machbar war, wurde getan.

Um die Aktionen der letzten Tage würdigen zu können, muss man Folgendes wissen: Der aus den Vereinigten Staaten eingeführte Maiswurzelbohrer ist ein besonders gefährlicher Schädling. In den USA verursacht er alljährlich Schäden in Milliardenhöhe und Ernteausfälle von bis zu 90 %. Eine Verordnung der Europäischen Union sieht deshalb sofortiges Handeln vor, wenn Maisbestände vom Maiswurzelbohrer befallen sind. In einem solchen Fall werden die Landwirtschaftsämter vor Ort durch eine sogenannte Allgemeinverfügung des zuständigen Regierungspräsidiums berechtigt und verpflichtet, dem Schädling mit dem zugelassenen Insektizid "Biskaya" zu Leibe zu rücken.

Nachdem am vergangenen Donnerstagmorgen der Befund feststand, dass auf einem Feld in Überlingen-Lippertsreute, das von einem Landwirt aus Salem-Rickenbach bewirtschaftet wird, der Maiswurzelbohrer eingefallen war, war im Bodenseekreis aus zwei Gründen unverzügliches Handeln erforderlich:

1. Mit 19 gefundenen Käfern war der Befall mehr als dreimal so hoch wie in einer wenige Tage zuvor in der Ortenau gefundenen Falle. Dies lies auf einen intensiven Befall schließen, was mittlerweile durch weitere Funde leider bestätigt worden ist.

2. Der Mais steht unmittelbar vor der Ernte. Nach Ausbringen von "Biskaya" darf er jedoch für 4 Wochen nicht geerntet werden, weil das Mittel eine Wartezeit von 4 Wochen hat. Nach 4 Wochen hat sich das Insektizid abgebaut. Damit das Ernteverbot nicht in die eigentliche Erntezeit hinein reichen würde, musste unmittelbar mit dem Spritzen begonnen werden.

Aufgrund der Allgemeinverfügung des Regierungspräsidiums darf und muss das Landwirtschaftsamt das Insektizid ausbringen, rein rechtlich gesehen auch ohne Information oder Einverständnis der betroffenen Landwirte. Dennoch, und obwohl auch natürlich das Landwirtschaftsamt urlaubsbedingt ausgedünnt ist, hat ein Team unter der Leitung von Dr. Dieter Eberhard alles versucht, um noch am vergangenen Wochenende die betroffenen Landwirte telefonisch zu informieren. In der Befallszone, also in einem Radius von 2 km um den Fundort, sind dies immerhin rund 40 Landwirte, in der Sicherheitszone, also einem Umkreis von ca. 5 km um den Fundort, sind es weitere 100 Landwirte. In den allermeisten Fällen ist es auch gelungen, die Landwirte zu erreichen, aber eben nicht in allen.

Parallel dazu mussten sich die zuständigen Behörden nicht nur um die Beschaffung des Insektizids und weiterer Fallen, sondern um die Bereitstellung eines sogenannten Stelzenschleppers kümmern, den es im Bodenseekreis nicht gibt. Trotz der auch dort anstehenden Ernte ist es gelungen, einen solchen Stelzenschlepper aus der Ortenau zu besorgen, um das Insektizid auszubringen. Nur durch dieses rasche und umsichtige Handeln ist es möglich gewesen, mit der Behandlung der betroffenen Flächen schon rund 48 Stunden nach Feststehen des Befundes zu beginnen. So konnten sich auch die Pressesprecherin des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum in Stuttgart, Isabel Kling, und Landrat Lothar Wölfle, am vergangenen Samstagmorgen ein Bild von den getroffenen Maßnahmen machen und dem stellvertretenden Leiter des Landwirtschaftsamtes beim Landratsamt Bodenseekreis, Dr. Dieter Eberhard, den ausdrücklichen Dank für das unverzügliche und umsichtige Handeln aussprechen.

Fazit des Landrates: "Unser Landwirtschaftsamt hat nicht nur korrekt gearbeitet, sondern ausgesprochen schnell und effektiv. Es wäre schön gewesen, wenn wir alle Landwirte telefonisch erreicht hätten, aber das war in der Kürze der Zeit einfach nicht möglich". Eine ausführliche Informationsveranstaltung wird es für die betroffenen Landwirte am kommenden Mittwoch, 5. September um 20:00 Uhr im Prinz-Max in Salem-Neufrach geben. An diesem Abend werden Vertreter des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum, des Regierungspräsidiums Tübingen sowie des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums in Augustenberg teilnehmen und hoffentlich alle Fragen beantworten können.