Zivil-Militärische-Zusammenarbeit nach Klinikbrand

Führungs- und Verwaltungsstäbe informieren sich in Konstanz

Konstanz/Bodenseekreis– Die Verwaltungsstäbe des Bodenseekreises, des Landkreises Konstanz und Kräfte des Führungsstabes des Bodenseekreises besuchten das Mobile Medizinische Operationszentrum (MMOPZ), das die Bundeswehr im Rahmen der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) zur Aufrechterhaltung des Operationsbetriebs nach einem Schadenfeuer im Konstanzer Klinikum einsetzte.

In der Nacht zum 3. Juni 2008 war ein Brand in dem Krankenhaus ausgebrochen, hatte einen Sachschaden von rund 30 Millionen Euro verursacht und sechs OP-Säle zerstört, wodurch über Nacht und für einen nicht absehbaren Zeitraum etwa 50 % der Operationskapazitäten des gesamten Landkreises ausgefallen waren.

Die Leiter der Verbindungskommandos der Bundeswehr, die beiden Oberstleutnants d. R. Jörg Vossbeck (Bodenseekreis) und Peter Renker (Konstanz) organisierten einen Informationsnachmittag, bei dem neben der Besichtigung auch ein Meinungs- und Erfahrungsaustausch sowie Vorträge auf dem Programm standen. Zudem bot die Veranstaltung den Stabsmitgliedern die Gelegenheit, das Personal der beiden Kreisverbindungskommandos und des Landeskommandos kennen zu lernen.

Auf besonderes Interesse der Teilnehmer des Führungsstabes stieß das Referat des Konstanzer Feuerwehrkommandanten, Stadtbrandmeister Dieter Quintus, zum Einsatzablauf während des Brandes und den ergriffenen taktischen Maßnahmen, wie etwa die Evakuierung gefährdeter Klinikbereiche, sowie die Ausführungen der Oberstleutnants Vossbeck und Renker zu rechtlichen Grundsätzen der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit und zum konkreten Ablauf der Hilfeleistung im Einsatz nach dem Brand.

Über 1.800 Operationen innerhalb von rund acht Monaten in den OP-Containern am Konstanzer Klinikum sowie sehr zufriedene Patienten - das ist das Fazit der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit im Rahmen der Hilfeleistung durch die Bundeswehr. Diese überzeugenden Zahlen stellte der OP-Manager des Konstanzer Klinikums, Dr. Timm Ahlhelm anlässlich des Besuches des Verwaltungs- und Führungsstabs Bodenseekreis am 06.02.09 vor.

Innerhalb weniger Tage ermöglichte die Bundeswehr durch den Einsatz von mobilen, hochwertig ausgestatteten Operationscontainern dem Klinikum die notwendigen Operationen wieder durchführen zu können. Da kurzfristig diese Leistungen im zivilen Markt nicht einzukaufen sind, war der Einsatz der Bundeswehr die einzige machbare Lösung um die OP-Kapazitäten am Klinikum teilweise wieder herzustellen.   

Während der Aufbauphase waren rund 100 Bundeswehrangehörige im Einsatz, den laufenden Betrieb gewährleistete ein Dutzend Soldaten. Der Patiententransport von den Klinikgebäuden zum MMOPZ und zurück wurde vom DRK mit Rettungswagen gewährleistet. Neben vier Operationssälen standen auch ein Aufwachraum, ein Intensivcontainer sowie zahlreiche weitere Einrichtungen und Räumlichkeiten zur Verfügung.

Für die Teilnehmer war dies eine lohnenswerte Informationsveranstaltung, ist doch die Bundeswehr neben den zivilen Kräften ein wichtiger Partner, wenn es darum geht, zusätzliche Kräfte anzufordern wie beispielsweise medizinische Leistungen, so Sabine Reiser, Leiterin des Verwaltungsstabes. Michael Fischer, Leiter des Führungsstabes, ist der Meinung, dass gemeinsame Weiterbildungsmaßnahmen nicht nur zur Ergänzung des Fachwissens von besonderer Bedeutung sind, sondern auch weil es wichtig ist, die richtigen Ansprechpartner zu kennen, ganz nach dem Motto „In Krisen Köpfe kennen“.

Zwei Tage nach der Besichtigung durch die Stäbe lud der Sanitätsdienst der Bundeswehr auch die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür ein. Rund 1.000 Besucher, darunter auch einige der ehemaligen Patienten, die während der 237 Betriebstage im MMOPZ  operiert wurden, nutzten die Gelegenheit für einen Blick hinter die Kulissen bevor die Zelte und Container wieder abgebaut und an die Heimatstandorte zur Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft transportiert wurden.

Zivil-Militärische Zusammenarbeit im Bodenseekreis:

Anfang 2007 wurde im Rahmen der Transformation der Bundeswehr die Zivil-Militärische Zusammenarbeit (ZMZ) neu organisiert. Diese umfasst alle Maßnahmen, Kräfte und Mittel, welche die Beziehungen zwi-schen Dienststellen der Bundeswehr auf der einen Seite und zivilen Behörden sowie der Zivilbevölkerung auf der anderen Seite regeln, unterstützen oder fördern.
Auf Basis der gesetzlichen Grundlagen kann die Bundeswehr bei Katastrophen oder wie im Falle der Operationscontainer in Konstanz durch die sog. „Hilfeleistung“ die zivilen Kräfte unterstützen. In jedem Landkreis und Regierungsbezirk in Deutschland wird ZMZ durch sogenannte Kreis- bzw. Bezirks-Verbindungskommandos wahrgenommen. Jedes Kreisverbindungskommando besteht aus 10 Reservisten, die diese Aufgabe ehrenamtlich wahrnehmen.