Über das Glück einer unbeschwerten Kindheit und Jugend

„Eine funktionierende Familie ist durch nichts und niemand zu ersetzen.“
Diese schlichte Erkenntnis wurde beim Besuchstermin von Staatssekretär Dieter Hillebrand und dem CDU-Landtagsabgeordneten Ulrich Müller eindrucksvoll bestätigt, als sie in verschiedenen Einrichtungen in Überlingen zu Gast waren, um sich über die aktuellen Entwicklungen im Jugend- und Familienbereich zu informieren.

Gemeinsam mit Landrat Lothar Wölfle und Simone Schilling, der stellvertretenden Leiterin des Kreisjugendamts, besuchten die beiden Politiker aus Stuttgart am Montag den Familientreff Kunkelhaus sowie das Kinder- und Jugendheim Linzgau und den Georgenhof.

Im Familientreff Kunkelhaus, das von Martina Fahlbusch-Nährig geleitet wird, ist die Welt noch in Ordnung. Die Kinder sind gut versorgt und die Eltern, vorzugsweise die Mütter, engagieren sich ehrenamtlich im gleichnamigen Verein. Derzeit besteht der Vorstand aus neun Frauen, aber natürlich helfen neben vielen anderen Familien auch die Väter fleißig mit, wenn es darum geht, den Sand im Garten auszutauschen oder andere handwerkliche Arbeiten zu erledigen. Auch Annett Rothmund, die zweite Vorsitzende des Vereins, ist stolz darauf, was im Familientreff alles läuft und ist sicher, dass die guten Kontakte im Familientreff dazu beitragen, dass hier vom Trend zu weniger Kindern nichts zu spüren ist. Problematisch im Kunkelhaus ist jedoch die derzeitige Raumsituation, das stellte auch Oberbürgermeisterin Sabine Becker bei dem Besuchstermin fest. „Stadtverwaltung und Gemeinderat suchen aber bereits gemeinsam nach entsprechenden Lösungsmöglichkeiten“, so Becker.
Hillebrand und Müller waren sich nach dem Besuch des Familientreffs einig, dass diese besondere Form der Zusammenarbeit zwischen Landratsamt und Kommunen einerseits und dem ehrenamtlichen Engagement der Eltern andererseits auf jeden Fall ein Erfolgsmodell für die Zukunft ist. Der Bodenseekreis sei hier führend, so der hiesige CDU-Abgeordnete. „Besonders freut es mich natürlich, dass viele Angebote des Familientreffs im Rahmen des landesweiten Bildungsprogramms „Stärke“ gutscheinfähig sind“, so Hillebrand.

Beim anschließenden Besuch des Kinder- und Jugendheims Linzgau zeigte sich jedoch, dass es auch viele Kinder und Jugendliche im Bodenseekreis gibt, die nicht das Glück haben, in einer intakten Familie aufzuwachsen und die deshalb geschützt und gefördert werden müssen. Im Vordergrund der Betreuung steht immer das Einzelschicksal und Heimleiterin Evi Pfeiffer ist froh, dass inzwischen ganz individuelle Hilfeangebote für die Kinder und Jugendlichen entwickelt werden. Trotz vieler Präventionsangebote steigt die Zahl der stationären Hilfen seit dem Jahr 2004 wieder an. „Im Jahr 2006 waren 93 Kinder und Jugendliche stationär untergebracht, inzwischen sind es wieder 130“, so Simone Schilling vom Kreisjugendamt. Auf der Suche nach möglichen Gründen kommt die Sprache nicht nur auf die vermehrten psychischen Auffälligkeiten sondern auch auf die mangelnde Erziehungsfähigkeit der Eltern. „Viele sind unsicher, wie sie ihre Kinder überhaupt erziehen sollen“, erklärt Evi Pfeiffer. Der Zerfall der familiären Strukturen, die Mobilitätserfordernisse der Arbeitswelt und die häufig einhergehende Mehrfachbelastung für Eltern erhöhen das Risiko, Jugendhilfeleistungen in Anspruch nehmen zu müssen. Evi Pfeiffer sieht jedoch in der Bereitschaft von Schulen, Betrieben, Vereinen und Bürgern, den Jugendlichen zur Seite zu stehen, eine wichtige Hilfe und bekräftigt damit zugleich den Ansatz des Bodenseekreises, weiter mit Nachdruck auf Prävention zu setzen.

„Das sind ja gar keine Bürgermeister.“ Etwas enttäuscht war der kleine Maurice beim abschließenden Besuch der Politiker im Georgenhof in Überlingen-Bambergen, denn diese vermutete er bei dem angekündigten Besuch. Die Heimleiterin Ingrid Voigt, ihr Team und die 20 Kinder und Jugendlichen hatten ein richtiges kleines Showprogramm mit Gesang, Akrobatik und Theater einstudiert und im Anschluss an die Aufführungen gab es dann noch Gelegenheit zum Austausch. Der künstlerische Bereich und die Nähe zur Natur spielt bei dieser anthroposophisch ausgerichteten Jugendhilfeeinrichtung eine besondere Rolle.
Auch beim Besuch des Georgenhofs waren sich alle Beteiligten einig, dass die Familie als Grundgerüst für die frühkindliche Entwicklung unersetzlich ist und auch eine noch so gute Betreuung im Heim die Beziehung zu den Eltern nicht ersetzen kann. „Die Einrichtungen im Bodenseekreis wollen für die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen dennoch das Beste erreichen und fördern gezielt jede und jeden Einzelnen“, war sich Hillebrand nach seinem Besuch sicher. Sowohl er wie auch der CDU-Landtagsabgeordnete Ulrich Müller und Landrat Lothar Wölfle dankten den Mitarbeitern der Einrichtungen für den unermüdlichen Einsatz zum Wohle der Kinder und Jugendlichen.

 
Anlage:
1 Foto beim Besuch des Familientreffs Kunkelhaus