Junge Flüchtlinge für Mülltrennung begeistert

Abfallberater Bernd Heim-Bühler erklärt Adnan, Mohammed und Ahmad (v.l.) anhand von Recyclinggranualt, wie aus alten Verpackungen wieder neue Produkte werden können und warum das die Umwelt schützt. Foto: Landratsamt Bodenseekreis

Mülltrennung ist wohl nicht die größte Sorge von Menschen, die ihre Heimat hinter sich gelassen haben, um bei uns Zuflucht und eine Lebensperspektive zu finden. Aber sie gehört zum Leben in Deutschland dazu, wie kürzlich zehn jugendliche Flüchtlinge erfahren haben. Abfallberater Bernd Heim-Bühler war vor einigen Tagen in der Eine-Welt-Wohngruppe des Linzgau Kinder- und Jugendheim e.V. in der Tettnanger Storchenstraße zu Gast. Er zeigte den 15- bis 17-jährigen auf spielerische Weise, was es mit den Abfallarten Biomüll, Verpackungen, Glas, Papier und Restmüll auf sich hat. „Obwohl die Jungs nicht Deutsch sprechen, waren sie konzentriert und ernst bei der Sache. Mein Eindruck ist, dass sie sehr interessiert daran sind, wie das tägliche Leben in Deutschland funktioniert. Es ist für sie ja in vielen Dingen eine ganz fremde Welt“, sagt Heim-Bühler nach dem Workshop.
 
Mit großer Treffsicherheit legten die jungen Männer aus Syrien, Afghanistan und Pakistan die auf Fotos abgebildete Biotonne, Lebensmittelreste, Komposthaufen und Vergärungsanlage zu einem Kreislauf zusammen. Auch wurde ihnen schnell bewusst, welche Konsequenzen es hat, wenn giftige Abfälle wie Batterien in der falschen Tonne landen. Neugierig betrachteten sie auch Recyclingprodukte, die aus alten Joghurtbechern oder Plastiktüten hergestellt werden können. Dass nicht verwertbare Abfälle über die Restmülltonne entsorgt werden und letztendlich als Schlacke aus der Verbrennungsanlage enden, war für die wissbegierigen Jugendlichen offenbar ebenfalls eine hochinteressante Neuigkeit.

Nach der Theorie folgte dann die Praxis: Echte Abfälle wurden in die Kategorien Restmüll, Biomüll, Gelber Sack und Papier sortiert. „Das hat dann auch sehr gut geklappt und den Jungs offenkundig Spaß gemacht“, so Abfallberater Heim-Bühler. „Unser Ansatz, auch bei der Abfallpädagogik in Schulen, ist es, das Warum verständlich zu machen. Wenn jungen Leute verstehen, welchen Sinn Mülltrennung hat, ist im Alltag die Wahl der richtigen Tonne ein Kinderspiel“, so der Abfallexperte.

Das Abfallwirtschaftsamt des Bodenseekreises führt regelmäßig Schulungen und Workshops zu den Themen Mülltrennung, Recycling und Umweltschutz durch. Die Abfallberater gehen dazu in die Kindergärten und Schulen im Landkreis und haben dabei altersgerechte Lehrmaterialien im Gepäck. Knapp 1.000 Kinder und Jugendliche haben in diesem Jahr daran teilgenommen. Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber und Wohngruppen unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge sollen im kommenden Jahr verstärkt in diese Aufklärungstätigkeit mit einbezogen werden, kündigt das Abfallwirtschaftsamt an.