Der Landkreis ist auf den Winter vorbereitet

Der Winter kann kommen: Räum- und Streufahrzeug der Kreisstraßenmeisterei in Tettnang unter der neuen automatischen Silo- und Befüllanlage. Foto: Landratsamt Bodenseekreis

„Nachdem wir uns sozusagen schon Ende November etwas warmlaufen konnten, sind die drei Straßenmeistereien des Bodenseekreises in Überlingen, Markdorf und Tettnang für die jetzt wohl beginnende Saison einsatzbereit“, erklärt Tobias Gähr, Leiter des Straßenbauamtes. Die Straßenmeistereien des Kreises sind für die etwa 660 Kilometer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen im Bodenseekreis verantwortlich. In den Ortsdurchfahrten werden zudem die hierfür zuständigen Städte und Gemeinden auf den klassifizierten Straßen nach Kräften unterstützt. Klassifiziert sind Straßen mit einer besonderen Bedeutung für den überörtlichen Verkehr, vor allem also Bundes-, Landes und Kreisstraßen.

23 Fahrzeuge am Start

Für die Schneeräumung und Glättebekämpfung stehen den Straßenmeistereien des Landkreises insgesamt 23 Einsatzfahrzeuge zur Verfügung. Davon sind zehn kreiseigene Fahrzeuge bei den Straßenmeistereien stationiert und 13 Fahrzeuge sind für den Winterdiensteinsatz bei Fremdunternehmern angemietet. Die eingesetzten Winterdienstfahrzeuge sind mit einer digitalen Datenerfassungs- und Steuerungstechnik (Telematik) ausgestattet. Mit der eingebauten Elektronik wird die erforderliche Menge des Streumaterials temperatur- und geschwindigkeitsabhängig ausgebracht. Diese Technik gewährleistet den wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Einsatz des Streusalzes, der dem Grundsatz erfolgt „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“. „Unentbehrlich bleibt aber immer das Können und der Erfahrungsschatz der Fahrer, ohne die auch die beste Technik nicht sinnvoll eingesetzt werden kann“, macht Amtsleiter Gähr deutlich. Insgesamt arbeiten im Auftrag des Bodenseekreises etwa 60 Männer im Winterdienst, die in zwei Schichten sowie einem Basisdienst organisiert sind.

Glättebekämpfung mit Feuchtsalz

Die Salzhallen des Landkreises sind aktuell mit 2.700 Tonnen Streusalz gefüllt. Ein Liefervertrag, der die Straßenmeistereien vor Privatkunden bevorrechtigt, soll Lieferengpässe vermeiden, falls der Winter doch länger und härter wird. Die Straßenmeistereien setzen dabei ausschließlich die Feuchtsalztechnologie FS 30 ein: Unmittelbar vor dem Ausbringen wird das feste Streusalz mit einer Salzlösung (Sole) auf dem Streuteller gemischt. Das Mischungsverhältnis beträgt 70 Prozent Trockensalz und 30 Prozent Sole. Für die Sole wird Natriumchlorid verwendet, also normales Kochsalz. Sie wird in den Straßenmeistereien mit Löseanlagen hergestellt. „Feuchtsalz hat den Vorteil, dass es gut dosiert und verteilt werden kann und es weniger Wehverluste als bei Trockensalz gibt. Rollsplitt kommt auf außerörtlichen Straßen wegen der hohen Geschwindigkeiten nicht in Frage“, so Tobias Gähr.

Winterdiensteinsatz ab 3:00 Uhr morgens

Der Winterdienst ist so organisiert, dass im Zeitraum von 6:00 Uhr bis 22:00 Uhr die Befahrbarkeit nach besten Kräften gewährleistet wird. Für die Besatzungen der Winterdienstfahrzeuge bedeutet das: Ausrücken schon um 3:00 Uhr. An Sonn- und Feiertagen geht es gerade mal eine halbe Stunde später los. Die Schicht beginnt aber noch früher: Bereits um 2:00 Uhr in der Nacht gehen die Einsatzleiter auf Kontrollfahrt. Wenn nicht ohnehin gleich klar wird, dass ein Einsatz ausgelöst werden muss, helfen Wetterdaten aus dem Straßenwetterdienst-Informationssystem (SWIS) des deutschen Wetterdienstes. Außerdem liefert eine Glättemeldeanlage an der B 31 bei Nesselwangen nützliche Echtzeitinfos.

Der Computer räumt mit

Das Telematik-System in den Streu- und Räumfahrzeugen erfasst in Echtzeit sowohl die jeweilige Position des Fahrzeuges als auch den aktuellen Einsatz. Es werden permanent die Fahrstrecke, die ausgebrachten Streumengen und die Position des Schneepflugs an die Einsatzzentralen in den Straßenmeistereien gefunkt. So können diese dann bei Bedarf steuernd eingreifen und die Einsätze werden lückenlos dokumentiert.

Bei der Routenplanung hilft ein Computerprogramm, das neben der Reichweite der einzelnen Fahrzeuge auch die unterschiedliche Bedeutung der Straßen berücksichtigt. „Bundesstraßen, gefährliche Stellen und Steigungen haben bei uns oberste Priorität. Vor Ort kann aber der Fahrer entscheiden, welche Stelle er zuerst anfährt“, erklärt Gähr.

Wenn alles gut läuft und es nicht massiv nachschneit, ist das gesamte außerörtliche Straßennetz des Bodenseekreises innerhalb von drei Stunden komplett geräumt und gestreut.

Die Natur ist stärker als die beste Vorbereitung

Auch bei bester Vorbereitung und frühzeitigem Einsatzbeginn kann nicht ausgeschlossen werden, dass während eines länger anhaltenden Schneefalles mit einer geschlossenen Schneedecke gerechnet werden muss. Auch kann es immer stellenweise zu Reif- und Eisglätte kommen. Setzt der Schneefall erst während des Berufsverkehrs ein, ist es eine besondere Herausforderung, die Fahrbahnen für den fließenden Verkehr freizubekommen. Denn der rollende Verkehr fährt den Schnee auf der Fahrbahn fest. Zudem kommen die Räumfahrzeuge nur erschwert durch. Eine Garantie auf freie Fahrt kann es für die Autofahrer deshalb nicht geben, macht deshalb das Landratsamt klar.

Appell an die Verkehrsteilnehmer

Alle Verkehrsteilnehmer sollten bei Schnee und Eis Vorsicht walten lassen. Eine dem Straßenzustand angepasste Fahrgeschwindigkeit vermindert das Risiko von Unfällen. Auch kommt es immer wieder zu massiven Behinderungen durch Fahrzeuge, die nicht ausreichend für den Winter ausgerüstet sind. Ein wegen schlechter Bereifung liegengebliebener LKW auf der B 31 reicht aus, um dort den kompletten Verkehr zum Erliegen zu bringen. In einem solchen Fall ist auch für die Räumfahrzeuge die Weiterfahrt äußerst schwierig. Daher appelliert Amtsleiter Gähr an alle Autofahrer: „Ermöglichen Sie den Räumfahrzeugen das Durchkommen und treten Sie bei drohendem Schneefall und Eisglätte die Fahrt nur mit entsprechender Winterausrüstung an.“

Hierauf sollten Autofahrer achten:

• Winterreifen mit ausreichend Profil
• Gegebenenfalls Schneeketten
• Funktionsfähige Batterie
• Ausreichend frostsichere Flüssigkeit in der Scheibenwischanlage
• Gute Rundumsicht aus dem Fahrzeug
• Freie Scheinwerfer, Rückleuchten und Blinker.

Landkreis hat kräftig investiert

Um Technisch auf dem aktuellen Stand zu bleiben und auch für besonders harte Winter gewappnet zu sein, investiert der Bodenseekreis immer wieder stattliche Summen. So gibt es seit Ende letzten Jahres in der Straßenmeisterei Tettnang eine neue Salzhalle mit automatischer Aufbereitungsanlage und Siloverladung. Mit  670.000 Euro trägt der Landkreis hier rund zwei Drittel der Gesamtkosten. Außerdem wurden vor dieser Saison je drei neue Schneepflüge und Streuautomaten im Gesamtwert von 166.000 Euro angeschafft, um altes Material zu ersetzen.


Zahlen und Daten

• Länge des zu pflegenden Straßennetzes: 660 Kilometer.
• Mitarbeiter im Winterdienst (inkl. externe Firmen): 60.
• Anzahl der Räumfahrzeuge: 23.
• Kilometerleistung der gesamten Räumflotte während eines durchschnittlichen Winters: rund 140.000 Kilometer.
• Winterdienst auf Radwegen: insgesamt 29 km, Mo. - Fr. 7:00 bis 16:00 Uhr, Fr. bis 13:00 Uhr.
• Reichweite einer Salzladung der Streu- und Räumfahrzeuge: 25 bis 70 Kilometer, je nach Fassungsvermögen der Streugeräte und ausgebrachter Menge pro Kilometer.
• Salzverbräuche der vergangenen Winter:
2013/2014  4.360 l Sole und 1.500 t Streusalz
2014/2015 7.800 l Sole und 4.980 t Streusalz.
• Kosten des Winterdienstes der Kreis-Straßenmeistereien, je nach Härte und Dauer des Winters: 0,5 bis 1,7 Mio. Euro.
• Neuwert eines voll für den Winterdienst ausgestatteten Spezial-LKW der Straßenmeistereien: rund 300.000 Euro.
• Preis eines Streuautomaten mit Depotbehälter für einen LKW: 32.000 bis 43.000 Euro.
• Preis eines Schneepflugs/Räumschilds: 16.000 bis 23.000 Euro.