Pflegebedürftige und Pflegekräfte schützen, Isolation der Menschen vermeiden: Heimkonferenz im Bodenseekreis zieht Zwischenfazit in der Pandemie

Zum siebenten Mal lud Sozialdezernent Ignaz Wetzel zusammen mit der Heimaufsicht und den Unfallversicherungsträgern BGW und Unfallkasse BW die Pflegeeinrichtungen im Bodenseekreis zur Heimkonferenz ein. Am 8. November 2021 in die Ludwig-Roos-Halle in Ettenkirch zogen die rund 50 Teilnehmenden ein Zwischenfazit der vergangenen anderthalb Pandemie-Jahre. Der Tenor war, in den kommenden Monaten weiterhin eng zusammenzuarbeiten, um Ausbrüche in den Heimen möglichst zu vermeiden, gleichzeitig aber auch die Menschen nicht unnötig zu isolieren. Sozialdezernent Wetzel nutzte die Veranstaltung, um den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Lothar Riebsamen zu verabschieden, der die Heimkonferenzen mit ins Leben gerufen hatte und seither die bundespolitische Perspektive einbringt.  

Tobias Günther von der BruderhausDiakonie und Lars Kehling von der Diakonie Pfingstweid berichteten gemeinsam von ihren Erfahrungen während der Pandemie: „Die Bewohnerinnen und Bewohner haben besonders zu Beginn unter Besuchseinschränkungen und Isolation gelitten. Wir haben aber auch neue Wege gefunden, damit die Menschen mit ihren Angehörigen in Kontakt bleiben können – auch mit Hilfe moderner Technik.“ Neben den Pflegebedürftigen selbst seien auch die Beschäftigten in den Einrichtungen hohen Belastungen, körperlich wie emotional, ausgesetzt gewesen. Besonders hervorgehoben haben Günther und Kehling den Zusammenhalt im Landkreis. Alle hätten so gut es geht zusammengearbeitet: die Kolleginnen und Kollegen, die Einrichtungen untereinander und mit den Aufsichts- und Prüfinstitutionen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten diese Erfahrungen bestätigen und lobten die Unterstützung besonders von Heimaufsicht und Gesundheitsamt, aber auch vom Medizinischen Dienst und den Unfallversicherungsträgern.

Edith Hafner von der Heimaufsicht des Landratsamts sagte zu, die Heime in der aktuellen vierten Welle der Pandemie weiter zu unterstützen „Wir werden die regelmäßigen Videokonferenzen mit den Einrichtungen fortführen und auch anlassbezogen mit den Kolleginnen und Kollegen von Gesundheitsamt und Sozialamt die Heimleitungen beratend begleiten.“ Auch die Reaktivierung eines Personal-Pools, organisiert durch das Landratsamt wurde angeboten. „Alles in allem haben die Heime im Landkreis die Herausforderungen der Pandemie bislang sehr gut bewältigt“, war sich Edith Hafner mit Jutta Morawetz vom Gesundheitsamt in einem gemeinsamen Vortrag einig.

Katharina Beißert von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) stellte die Krisenberatung der Unfallversicherung für Beschäftigte und Führungskräfte vor. „Gemeinsam mit der Unfallkasse Baden-Württemberg werden wir außerdem weitere Angebote machen, um gerade Führungskräfte dabei zu unterstützen, ihre Führungsaufgaben gesundheitsorientiert wahrzunehmen“, kündigte Beißert an. Ralf Köhnlein, ebenfalls von der BGW, verwies auf die Aktivitäten der BGW auf Bundesebene. „Wir stehen seit Pandemiebeginn im regelmäßigen Austausch mit den verschiedenen Ministerien in Berlin und bringen die Perspektive des Arbeits- und Gesundheitsschutzes der Pflegenden in die Diskussion ein. Auch Ihre Anliegen hier im Bodenseekreis werden wir auf übergeordneter Ebene vertreten“, sagte Köhnlein zu.

Die offene Diskussion bei der Heimkonferenz machte auch den Ernst der Lage deutlich. Die Fragen „Wie gehe ich mit ungeimpften Mitarbeitern um?“ und „Warum muss man in der Gastronomie aktuell mindestens einen PCR-Test vorlegen, aber beim Besuch eines Heimes nicht?“ zeigten, wie groß die Sorge der Teilnehmenden vor einem Eintrag des Virus in ihre Einrichtungen ist und wurden auch kontrovers diskutiert.

Wie in Vorjahren begleitete der nunmehr ehemalige Bundestagsabgeordnete des Bodenseekreises Lothar Riebsamen die Veranstaltung und blickte auf zwölf Jahre Pflegepolitik auf Bundesebene zurück. In diesen Jahren habe man seitens des Gesetzgebers viel für alte und hilfebedürftige Menschen erreicht. Riebsamen erinnerte beispielsweise an die Erfolge bei der Entbürokratisierung sowie bei der Neuformulierung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs und der damit verbundenen verbesserten Versorgung von Menschen mit Demenzerkrankungen. In der letzten Legislaturperiode konnte man außerdem die Finanzierung von 13.000 neuen Pflegepersonen sicherstellen und wichtige Schritte hin zu einer besseren Personalausstattung und Finanzierung der Pflege erreichen. „Weitere Schritte sind in den nächsten Jahren zu gehen“, so Riebsamen. „Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass gute Pflege nicht allein durch Gesetze gemacht wird, sondern Aufgabe und Thema der ganzen Gesellschaft ist“, zog er als Fazit und wünschte allen in der Pflege Engagierten für ihre Aufgabe weiterhin viel Kraft und Erfolg. Sozialdezernent Wetzel bedankte sich für Riebsamens bemerkenswertes Engagement: „Sie haben seinerzeit die erfolgreiche Kooperation von Landratsamt, Unfallversicherungsträgern und Medizinischem Dienst im Bodenseekreis mit initiiert und unsere Aktivitäten aus bundespolitischer Perspektive immer fachkundig begleitet. Das war für die Zusammenarbeit der Pflege-Akteure im Bodenseekreis von großem Wert.“

Die jährlichen Heimkonferenzen im Bodenseekreis sind Teil einer Kooperation der Aufsichtsbehörden des Landkreises mit den Unfallversicherungsträgern und dem Medizinischen Dienst. Seit Ende 2013 arbeiten im Bodenseekreis alle Institutionen, die mit Pflegequalität, Bewohnersicherheit und Mitarbeitergesundheit rechtlich befasst sind, zusammen, um den stationären Einrichtungen Hilfestellung zu geben, sich in der Vielzahl der rechtlichen Anforderungen besser orientieren zu können, und mit den Unternehmen zusammen die pflegerische Versorgung weiterzuentwickeln.