Zu viele Wildunfälle: Bodenseekreis testet neue Schutzmaßnahmen

Mit 716 registrierten Wildunfällen im Jahr 2024 gehört der Bodenseekreis zu den traurigen Spitzenreitern in Baden-Württemberg. Um die Zahl dieser oft folgenschweren Zusammenstöße zu senken, testet der Landkreis ab sofort neue Maßnahmen zur Wildunfallprävention. Im Rahmen eines landesweiten Modellprojekts wurden sieben Straßenabschnitte mit einem erhöhten Unfallaufkommen mit Wildtieren im Kreis identifiziert. An diesen Strecken sollen LED-Warntafeln, Tempolimits und gezielte Maßnahmen in straßenbegleitenden Flächen künftig für mehr Sicherheit sorgen.

LED-Warnschilder an der B 33

Auf der B 33 zwischen Stetten und Ittendorf wird der Verkehr künftig durch neue LED-Warnschilder auf den Wildwechsel hingewiesen. An der Abzweigung nach Hagnau stehen in beiden Fahrtrichtungen solarbetriebene Tafeln, die zwischen 18:00 und 8:00 Uhr ab einer Geschwindigkeit von 80 km/h blinken. Sie zeigen ein aufleuchtendes Gefahrenzeichen und das Hirschsymbol. In diesem Zeitraum passieren laut Unfallstatistik die meisten Wildunfälle. Für die Installation und technische Betreuung der Warnschilder ist das Straßenbauamt des Bodenseekreises verantwortlich.

„Unser Ziel ist es, durch erhöhte Aufmerksamkeit die Zahl der Wildunfälle zu senken“, sagt Elmar Reisch, Wildtierbeauftragter des Bodenseekreises. Im Auftrag dreier Ministerien (Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Ministerium für Verkehr und Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen) wurde 2023 eine regionale Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die neue Konzepte zur Unfallvermeidung erarbeitet hat. Beteiligt waren Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, Polizei, Jägerschaft sowie weiterer Behörden. Fachlich begleitet wird das Projekt von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.

Das Ministerium für Verkehr als oberste Straßenbaubehörde des Landes ermöglicht die Übernahme der Kosten für die LED-Warnschilder durch das Investitionsprogramm Straßenausstattung. Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Jeder Wildtierunfall ist einer zu viel, denn er gefährdet Mensch und Tier. Unsere Vision Zero ist es, die Zahl der Unfälle und Verletzungen im Straßenverkehr deutlich zu reduzieren. Dafür nutzen wir innovative technische Maßnahmen und appellieren an alle Verkehrsteilnehmenden, abends besonders aufmerksam zu fahren. Mehr Achtsamkeit, moderne Technik und gezielte Prävention erhöhen die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden.“

Mehr Sicht, weniger Risiko

Auch auf weiteren Streckenabschnitten – darunter an der K 7725 (Hirschlatt), K 7765 (Mühlhofen), K 7709 (Apflau), K 7750 (Harresheim), K 7782 (Ittendorf–Ahausen) sowie der L 333 bei Holzhäusern – werden unterschiedliche Maßnahmen erprobt. Dazu zählt das gezielte Zurückschneiden von Bäumen und Unterwuchs am Straßenrand, um die Sicht zu verbessern und Verstecke für Wildtiere zu reduzieren. Ergänzt wird dies durch aktualisierte Standorte für bereits bestehende Warnhinweise, Geschwindigkeitskontrollen, Schwerpunktbejagungen sowie den Rückbau veralteter Zäune.

Zwar lassen sich Wildunfälle nicht vollständig verhindern, doch die Maßnahmen zielen darauf ab, das Risiko zu minimieren und das Bewusstsein der Verkehrsteilnehmenden zu schärfen.

Pilotregion für Baden-Württemberg

Der Bodenseekreis ist neben dem Enzkreis eine von zwei Modellregionen in Baden-Württemberg, in denen neue Ansätze mit kombinierten Maßnahmen zur Wildunfallvermeidung unter realen Bedingungen getestet werden. Deutschlandweit registrierte die Polizei im Jahr 2024 über 280.000 Wildunfälle – mit einem geschätzten Gesamtschaden von über einer Milliarde Euro.

Welche der Maßnahmen im Bodenseekreis besonders wirksam sind, wird im Nachgang ausgewertet. Erste belastbare Ergebnisse werden für Ende 2026 erwartet.

 

Bildinfo: Gerhard Miez (links) vom Straßenbauamt des Bodenseekreises und Elmar Reisch (rechts) aus dem Forstamt des Landkreises haben das Projekt federführend für die Kreisverwaltung betreut und umgesetzt. Andreas Füllsack (Mitte) vom Straßenbauamt des Bodenseekreises verantwortet die technische Betreuung. Foto: Landratsamt Bodenseekreis