Braunkohle und Breitband: Bodensee-Kreisräte auf Visite im Landkreis Leipzig

Die Partnerschaft der beiden Landkreise Leipzig und Bodenseekreis wurde am vergangenen Wochenende mit einem weiteren kommunalpolitischen Austausch gepflegt und gefestigt. 19 Räte und Führungskräfte des Landratsamts Bodenseekreis sind mit Landrat Lothar Wölfle an der Spitze vom 19. bis 22. Juni 2019 in den sächsischen Landkreis gereist, um sich dort über aktuelle Projekte und Entwicklungen zu informieren. Raumgreifendes Thema war dabei insbesondere der Strukturwandel der Kohleregion.

Leipzigs Landrat Henry Graichen machte deutlich, dass der Kohleausstieg bis – wie derzeit von der Bundespolitik geplant – 2038 auch ein emotionaler Prozess sei: „Die Kohle hat diese Region und die Menschen hier über Jahrzehnte geprägt. Damit können viele gefühlsmäßig nicht mal eben abschließen.“ Zwischenzeitlich werde der anstehende und vielerorts bereits laufende Veränderungsprozess von der großen Mehrheit der politischen Akteure im Landkreis Leipzig aber positiv gesehen. „Die Chancen überwiegen“, so Graichen. Man sei nun intensiv damit befasst, den Konsequenzen des Braunkohleausstiegs und der damit endlichen Tagebauindustrie mit zukunftsweisenden Industrien und neuen Wirtschaftszweigen zu begegnen. So beschäftige man sich beispielsweise intensiv mit dem Energieträger Wasserstoff. Ein Unternehmen in Grimma will beispielsweise demnächst Stadtreinigungsfahrzeuge damit ausstatten.

Die aktuelle Ausprägung und Bedeutung des Braunkohleabbaus haben sich die Kreisräte vom Bodensee dann auch aus nächster Nähe anschauen können. Im Tagebau Vereinigtes Schleenhain nährten sich die Kommunalpolitiker einem der riesigen Schaufelradbagger - dort wo vor 40 Millionen Jahren noch riesige Mammutbäume standen. Die hier abgebaggerte Braunkohle wird über kilometerlange Förderbänder direkt zum Kraftwerk Lippendorf transportiert, wo daraus durch Verbrennung Strom und Fernwärme wird.

Weiteres Thema des kommunalpolitischen Austausches war der Ausbau der Breitband-Infrastruktur. Wie am Bodensee stehen die Kommunalpolitiker an den neuen Leipziger Seen ebenfalls vor der Herausforderung, die schnellen Datenanschlüsse auch in entlegenere Gebiete zu bringen, wenn kommerzielle Markteinehmer kein Interesse daran haben. Der Landkreis Leipzig bereite dazu gerade die Gründung einer kommunalen GmbH vor, informierten die Fachleute des dortigen Landratsamts in der Kreisstadt Borna.

Auch wurde in Augenschein genommen, wie sich das Großprojekt eines Hochwasserschutzes für die Stadt Grimma entwickelt. Erst wenige Tage zuvor war hier das letzten Fluttor installiert und eingeweiht worden. Nun ist die hiesige Feuer- und Wasserwehr in der Lage, innerhalb von etwa zwei Stunden alle 78 Öffnungen der Sperrmauer zu schließen und die Stadt vor einer Hochwasserkatastrophe wie zuletzt 2013 zu schützen. Rund 60 Millionen Euro hat der Freistaat Sachsen für dieses anspruchsvolle Ingenieursbauwerk ausgegeben. Denn die etwa vier Meter hohe Mauer reicht auch bis zu zwölf Meter in die Tiefe, um dort die losen Gesteinsschichten abzudichten.

Die Abfallentsorgung von Stadt und Landkreis Leipzig, Klimaschutzprojekte und die Auswirkungen der jüngsten Kommunalwahl in beiden Landkreisen waren ebenfalls intensiv diskutierte Themen des Partnerschaftsbesuchs.

Im Jahr 2020 wird der nächste Besuch der Leipziger Kreispolitikerinnen und -politiker im Bodenseekreis erwartet. Die dynamische Region will sich dann auch auf der Landesgartenschau in Überlingen vorstellen.

Info: Der Landkreis Leipzig erstreckt sich südlich und östlich um die Großstadt Leipzig. Rund 260.000 Menschen leben hier auf 1.651 Quadratkilometern.

 


Bildinfo:   
Leipzig1: Die Besuchergruppe vor einem Braunkohlebagger im Tagebau Vereinigtes Schleenhain.
Leipzig2: Die Besuchergruppe vor einem aufwändigen Fluttor-Bauwerk, der das Schulgelände des Gymnasiums abschotten kann.
Leipzig3: Landrate Henry Graichen übergibt Landrat Lothar Wölfle einen Bauhaus-Bildband als Gastgeschenk.
Fotos: Landratsamt Bodenseekreis