Lage und Beschreibung des Projektgebietes

Das rd. 16 ha große Projektgebiet „Elsegg“ liegt im Bodenseekreis in der Gemeinde Salem, nordwestlich von Buggensegel. Im überwiegenden Teil des Gebietes steht Niedermoor an. Das finanzielle Engagement der Sielmann Stiftung (Sielmanns Biotopverbünde in der Bodenseeregion) ermöglicht eine Sicherstellung und Weiterentwicklung eines Areals mit hohem ökologischen Potenzial, welches dringend erhalten, weiterentwickelt und geschützt werden sollte. Einige Grundstücke des Projektgebietes befinden sich im Eigentum des Bodenseekreises, so dass diese weitgehend ohne Kompromisse naturschutzfachlich entwickelt werden können.

Nutzung

Früher wurden die Flächen landwirtschaftlich intensiv genutzt. Das nachlassende Interesse an der landwirtschaftlichen Grünlandnutzung (absehbare Betriebsaufgabe u. a.,) barg die Gefahr von Wiesenumbruch, Drainageaktionen und/oder private Kleingartennutzung. Im Rahmen des Projekts wurden moorige, bis dahin landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen wiedervernässt und werden seit 2009 extensiv mit Rindern und Pferden beweidet. Kleinere Teilbereiche, die nicht ausreichend abgeweidet wurden, werden gelegentlich zusätzlich kurz mit Schafen, teilweise auch - in Absprache mit dem Landratsamt - gemäht und abgeräumt. Die Beweidung erfolgte im Laufe der Jahre mit verschiedenen Tierarten und Rinderrassen, wie z. B.  Hinterwälder, Heckrinder, Pferde, Schafe, Hochlandrinder.

Schutzgebiete

Das Projektgebiet ist bereichsweise als Biotope unterschiedlicher Ausprägung gesetzlich geschützt (Streuwiesen, Sümpfe und Riede, Stillgewässer). Eine Übersicht über die Schutzgebiete finden Sie hier: Umwelt-Daten und -Karten Online (UDO)

Moorschutz

Die Vernässung im Projektgebiet dient dem langfristigen Erhalt unterschiedlich degradierter Niedermoorböden, da die Mineralisierung unterbunden wird. Auch die extensive Nutzung durch Ausbleiben von Düngegaben dient dem Bodenschutz der unterschiedlichen Bodenfunktionen.

Biologische Vielfalt

Die Umwandlung der bisherigen landwirtschaftlichen Nutzung zu einer sehr extensiven Viehweide bei gleichzeitiger Vernässung und teilweiser Reaktivierung von Niedermoorarealen lässt eine Vielzahl wertvoller Kleinbiotope entstehen. Die Vegetation im Gebiet hat sich inzwischen zu einem Mosaik aus Fettweiden, Feuchtweiden, Seggenrieden und Hochstaudenfluren entwickelt. In dieses Mosaik eingestreut sind als zusätzliche Strukturen einige kleine Tümpel vorhanden. Zudem sind alte, teils zugewachsene, teils zu Naturschutzzwecken aufgeweitete Gräben sowie einige solitäre Einzelbaume zu finden. Die seit 18 Jahren durchgeführte Beweidung hat sich in vielerlei Hinsicht sehr positiv auf die Tier- und Pflanzenwelt des Gebietes Elsegg ausgewirkt. Sehr positive Auswirkungen haben auch die insgesamt acht Tümpel im Gebiet. An diesen Gewässern waren bei wenigen Begehungen 2019 insgesamt 20 Libellenarten festzustellen. Durch die verbesserten Habitatbedingungen für Heuschrecken und andere Insektengruppen haben sich auch die Nahrungsbedingungen für Vögel, zum Beispiel die regelmäßig im Gebiet beobachteten Arten Graureiher und Weißstorch, verbessert. Das gleiche gilt für den mit ein bis zwei Brutpaaren im Gebiet brütenden Neuntöter, der von der hohen Feldgrillendichte im Gebiet profitieren dürfte. Daneben sind der Feldschwirl sowie ein sporadischer Besuch eines Kranichs erwähnenswert.

Entwicklungsziele

Ziele des Projektes „Elsegg“ waren und sind:

  • Überführung von Grünlandflächen unterschiedlicher Bewirtschaftungsintensität in eine unzerschnittene Weidefläche mit Anlage feuchter Habitatstrukturen, Vernässung von Niedermoorböden.
  • Verknüpfung des Projektgebiets "Storch und Stier" mit einer Teilmaßnahmen des Interregprojektes "Feuchtgrünland und Storchenlebensräume zwischen Alpenrhein und Donau" sowie Stärkung des Gesamtbiotopkomplexes.
  • Beruhigung des Gebiets durch "Verlegung" eines Feldweges.
  • Aufwertung vorhandener und Schaffung neuer Habitate für die Avifauna, für Reptilien, Amphibien und Insekten. Erweiterung von randlichen Gräben als Habitat sowie als Barriere für unerwünschte Vierbeiner.
  • Optimierung als Rastbiotop für Limikolen (z. B. Kiebitz und Bekassine) und weitere Vogelarten.
  • Lokale Trittstein-Funktion zwischen Killenweiher (westlich) und Buggensegel-Wiesen (östlich), regionale Trittstein-Funktion in der Vogelzuglinie des Urstromtals im mittleren/westlichen Bodenseekreis. 
  • Schaffung geeigneter Bruthabitate für das Schwarzkehlchen (2011 stetig im Gebiet Elsegg anwesend).
  • Erlebnismöglichkeit für die Bevölkerung von ursprünglichen Großsäugern in freier naturnaher Landschaft im Naherholungsbereich.
  • Erhöhung der Akzeptanz für Naturschutzprojekte.

Umgesetzte Maßnahmen

Folgende Maßnahmen wurden und werden im Projektgebiet umgesetzt:

  • Grunderwerb durch das Landratsamt Bodenseekreis,
  • Niedermoorvernässung durch Grabenaufstau,
  • Grabenaufweitungen und Abflachungen,
  • Anlage von Flachwassertümpeln,
  • Planung und Baubetreuung durch den Naturschutzverband in fachlicher Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde,
  • Einzäunung mit Gallagher-Zaunsystem mit Solarstation,
  • botanisches und zoologisches Monitoring durch ein Fachbüro.

Kooperationen: Zusammenarbeit verschiedener Ressorts und mit anderen Akteuren

Der Landkreis Bodenseekreis und der BUND-Kreisverband Bodenseekreis führten im Rahmen des "Biotopverbunds Bodensee" dieses gemeinsame Beweidungsprojekt im Gewann "Elsegg" durch. Die Verantwortung für die Pflege und Entwicklung des Projektgebietes liegt bei der Unteren Naturschutzbehörde. Die Organisation der Pflege und Entwicklung des gesamten Gebietes, der Grunderwerb und die gesamte Abwicklung des Vertragsnaturschutzes sowie des Monitorings wird von Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde Bodenseekreis durchgeführt.

Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung, Naturerholung

Der am Gebiet im Süden vorbeiführende Wanderweg an den Killenweiher ermöglicht eine sehr gute Besucherinformation und dient daher sowohl der Naherholung als auch dem Tourismus in seiner naturverträglichen Form.Über das Projekt wurde in der lokalen Presse, beim Betriebsausflug des Landratsamts Bodenseekreis 2014 sowie beim 9. Symposium der Stiftung Naturschutzfonds informiert.