Amphibien wandern nicht zu ihrem Vergnügen. Die Wanderungen, die von vielen Arten regelmäßig durchgeführt werden, ergeben sich als zwangsläufige Notwendigkeit aus der "amphibischen" Lebensweise, aus der Trennung zwischen Fortpflanzung im Wasser und Leben an Land: Die Massenlaicher (v.a. Erdkröte und Grasfrosch) sind während der Laichzeit so dicht im Laichgewässer konzentriert, dass das Nahrungsangebot hier bei weitem nicht ausreichen würde (die Tiere nehmen dementsprechend bei der Laichwanderung und im Laichgewässer auch keine Nahrung auf). Die Nutzung der natürlichen Nahrungsressourcen ist erst wieder möglich, wenn die Tiere sich nach der Abwanderung vom Laichgewässer soweit von einander entfernt haben, dass jedes ein kleines, festes Nahrungsrevier beziehen kann. Je größer eine Laichpopulation ist, desto größer ist die Fläche, über die sich diese Nahrungsreviere verteilen, desto weiter liegen die Reviere im Durchschnitt vom Gewässer entfernt, desto weiter sind die Wege, die die Tiere bei der Wanderung zurücklegen müssen.
Das Gleiche gilt für die Jungtiere: Wenn sie im Juni zu Tausenden das Laichgewässer verlassen, ist dessen Umgebung in kürzester Zeit leergefressen; die Tiere müssen sich wie ein Heuschreckenschwarm immer weiter in die Umgebung ausbreiten, um ausreichend Nahrung zu finden und entfernen sich auf diese Weise immer weiter vom Laichgewässer, bis sie soweit von einander entfernt sind, dass sie ein stationäres Revier beziehen können.