Gemeinden, Straße, Netzknotenpunkte:
Uhldingen-Mühlhofen, Salem K7782 zwischen Mühlhofen und Grasbeuren 8221-017 / 8221-052

DTV:
1320 Kfz/24h

Wanderung:
Zuwanderung aus dem Waldgebiet "Riedspitz" zum Killenweiher

Länge des überquerten Abschnitts:
Ca. 1500 m

Schutzmethode:
Seit 1986 Absammeln von wandernden Tieren, seit 1990 nächtliche Straßensperrungen in Massenwanderungsnächten (verkehrsrechtliche Anordnung vom 16.2.1990)

Größenordnung:
2.000 - 5.000 anwandernde Tiere

Wandernde Arten:
Vor allem Grasfrosch, daneben Erdkröte; vereinzelt Molche, Grünfrösche, Laubfrosch

Aktueller Stand:
Automatische Schranke 2004 installiert

Ansprechperson:
BUND Uhldingen-Mühlhofen, Frau Mall, Tel.: 07556 6123
 

Zuwanderung aus Landlebensräumen im Waldgebiet "Riedspitz" zwischen Grasbeuren und Hallendorf, vermutlich teilweise auch Offenlandlebensräumen östlich Mühlhofen zum Killenweiher. Die Wanderung überquert einen ca. 1,5 km langen Straßenabschnitt, von dem 600 m im Offenland und 900 m im Wald verlaufen; etwa 80 - 90 % der Amphibien quert die Straße innerhalb des Waldes.

Die Wanderung zum Killenweiher über die K7782 wird seit 1986 vom BUND Uhldingen-Mühlhofen betreut. Die Betreuung konzentriert sich auf das Absammeln von Tieren in Wanderungsnächten im Frühling und im Herbst. Seit 1990 wird die Straße in jährlich rund 10 - 15 Massenwanderungsnächten gesperrt (Hinwanderung, Rückwanderung, Herbstwanderung), 1990 zunächst mit einer mobilen Schranke, seit 1991 mit einer festinstallierten, abschließbaren Schranke*. Zusätzlich wird ein von Nordosten kommender, durch den Wald zur K7782 führender Feldweg während der gesamten Frühjahrswanderungszeit (4 - 6 Wochen) von der Gemeindeverwaltung Salem ganztägig gesperrt (vgl. Abbildung 14).

*Die Schranke wurde 1991 zunächst etwa 600 m östlich des heutigen Standorts aufgestellt; da 1991 viele Autofahrer bei geschlossener Schranke durch den Wald nördlich der K7782 fuhren, wurde die Schranke 1992 zum heutigen Standort verlegt.

Aus den Jahren 1991 bis 1998 liegen genauere Zahlen vor. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass diese Zahlen nur einen kleinen Teil der tatsächlich wandernden Population widerspiegeln, da in Sperrungsnächten (also gerade in den stärksten Wanderungsnächten) in der Regel keine Zählungen durchgeführt wurden; zudem wurden in den übrigen Nächten jeweils eine bis maximal drei Kontrollen - in der Regel zwischen 19:00 und 22:00 Uhr - durchgeführt, so dass ein großer Teil der später in der Nacht wandernden Tiere ungezählt (und ohne überfahren zu werden) die Straße überquert haben dürfte. Unabhängig davon zeigen die zwischen 1991 und 1998 außerhalb der Massenwanderungsnächte (!) abgesammelten 3.505 Tiere, dass es sich um eine gemessen an den übrigen betreuten Amphibienwanderungen im Bodenseekreis außerordentlich starke Wanderung handelt.

Bei einer im Jahr 2000 durchgeführten Untersuchung im Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau der K 7782 (LÖDERBUSCH 2000) wurden in 10 Massenwanderungsnächten 270 Tiere auf der Straße beobachtet, anhand dieser Daten wurde eine Größenordnung von rund 2.200 bis 4.500 Tieren hochgerechnet, die alljährlich die K7782 überqueren.

Der gesperrte Straßenabschnitt wird auf ganzer Länge von Grasfrosch und Erdkröte überquert, es zeichnen sich aber deutlich unterschiedliche räumliche Schwerpunkte der Wanderungen ab:

  • der größte Teil der Tiere wandert innerhalb des Waldes (Grasfrosch 92 %, Erdkröte 83 %).
  • der Erdkrötenzug findet überwiegend im westlichen Teil der gesperrten Strecke, vor allem im Bereich des Eschenwäldchens (WBK-Biotop 4528), statt und nimmt nach Südosten zur Eisenbahnbrücke hin deutlich ab,
  • die Stärke der Grasfroschwanderung nimmt von Westen nach (Süd-)Osten zu, der Schwerpunkt liegt hier etwa in der Umgebung der Eisenbahnbrücke und der westlich davon gelegenen Waldwegkreuzung,
  • die vereinzelt anwandernden Laubfrösche wurden nur außerhalb des Waldes gefunden.

Dieses Verteilungsmuster entspricht wahrscheinlich unterschiedlichen Landlebensräumen der Erdkröten- und der Grasfroschpopulation; genauere Daten über die Landlebensräume liegen allerdings nicht vor.
 

Die Wanderung über die K7782 fällt in mehrfacher Hinsicht aus dem Rahmen:

  • nicht die Erdkröte, sondern der Grasfrosch stellt bei der Frühjahrsanwanderung den größten Anteil der wandernden Tiere, - ähnlich wie bei der Zuwanderung von Norden über die L201 (6b), aber anders als bei fast allen anderen betreuten Wanderungen im Kreis. Wahrscheinlich hängt der hohe Grasfroschanteil im Killenweiher mit der relativ extensiven fischereilichen Nutzung des Killenweihers zusammen.
  • straßenüberquerende Molche wurden in Entfernungen von über 500 m vom südlichen Ufer des Killenweihers gefunden (siehe Tabelle 6). Solche Wanderstrecken sind bei Molchen ungewöhnlich; BLAB (1978), dessen Distanzangaben in der Literatur immer wieder zitiert werden, gibt für Berg- und Teichmolche maximale Wanderstrecken von 300 m an; allerdings sind in der Literatur vereinzelt auch längere Strecken dokumentiert (z. B. SCHWERDTLE 1986).
  • ungewöhnlich sind auch die vereinzelt beobachteten straßenüberquerenden Grünfrösche und Laubfrösche in einer Entfernung von über 200 m vom Laichgewässer (siehe Tabelle 6): bei beiden Arten ist ganzjähriger Aufenthalt im Gewässer oder in dessen unmittelbarer Nähe die Regel.


Ungewöhnliche Distanzen zum Laichgewässer bei auf der K 7782 beobachteten Molchen, Grünfröschen und Laubfröschen (Daten aus LÖDERBUSCH 2000):

ArtDatumEntfernung zum Weiher
Bergmolch29.02.2000530 m
Bergmolch14.03.2000520 m
Bergmolch14.03.2000520 m
Teichmolch29.02.2000530 m
Wasserfrosch29.02.2000220 m
Wasserfrosch29.02.2000360 m
Wasserfrosch05.04.2000210 m
Laubfrosch05.04.2000250 m
Laubfrosch05.04.2000210 m

 

Das regelmäßige pünktliche Öffnen und Schließen der Schranken während der Wanderungszeiten (Frühlingsanwanderung, Jungtierabwanderung, Herbstwanderung) ist mit hohem personellem Aufwand verbunden, der nach Angaben der bisherigen Betreuer in Zukunft nicht mehr geleistet werden kann, zumal am Killenweiher vom gleichen Personenkreis gleichzeitig auch die Wanderung von Norden über die L201 mit einem Zaun betreut wird. Die Alternative einer befristeten Vollsperrung rund um die Uhr während der Wanderungszeiten wurde auf zwei Gemeinderatssitzungen der betroffenen Gemeinden erörtert und verworfen, zumal die Situation durch ein innerhalb des gesperrten Bereiches liegendes Wohnhaus verkompliziert wird.

Als Alternative dazu wurde eine automatische Schranke installiert, die zu einer vorgegebenen Uhrzeit öffnet oder schließt (vergleichbar den automatischen, fernbedienbaren Schranken an manchen Feldweg-Bahnübergängen). Über eine Induktionsschleife an der Innenseite der Schranke wird verhindert, dass Fahrzeuge, die sich zum Schließungszeitpunkt noch zwischen den Schranken befinden, eingeschlossen werden. Die Schranke wurde Anfang Februar 2004, rechtzeitig zum Beginn der Frühjahrswanderung, in Betrieb genommen.